< zurück Inhalt vor >
[ Band 2 Brief 70: Caroline an Humboldt Erfurt, 9. Mai 1804 ]
nachher Deine Angst und Sorge bei ihrem Fieber. Ach, Du Guter, mußt Du denn so ängstliche Tage in meiner Abwesenheit erleben! Ich möchte, wir wären erst alle wieder beisammen, um uns gegenseitig beizustehen. Caroline ist sehr wohl, Theodor auch, doch will sein Aussehen mir nicht gefallen, er ist immer blaß und hat tiefe Ringel um die dunklen, oft brennenden Augen — eigentlich sah er besser auf der Reise aus, sobald das Fieber von ihm gewichen war. Ich weiß nicht, immer zittre ich vor etwas langsam Zerstörendem, Hektischem in dem Knaben — vielleicht ist indes auch meine Be- sorgnis ungegründet. Kohlrauschens Rückkunft wünsche ich sehr, besonders wegen Theodor. Seine Krankheit muß ihn sehr verspätet haben, indessen trifft er doch gewiß in den letzten Tagen des Mais mit mir in Weimar zusammen, Du kannst Dich darauf verlassen und daher für meinen Zustand ganz außer Sorgen sein. Ich bin die Zeit her sehr mit der Einrichtung des kleinen Kinderzeugs beschäftigt gewesen; da ich nicht ein Stück mehr hatte, hat es mich Zeit und 30 Taler gekostet. Ich denke etwa den 18. Junius in Paris ein- zutreffen. Wolff hat mir geschrieben und mich um die Erlaubnis gebeten, mich in Burgörner zu besuchen; ich habe ihn zur Pfingstwoche hin- beschieden. Schiller und Lolo haben aus Berlin noch nichts von sich hören lassen. Caroline gedenkt bald Lolos Wochen in Jena abzuwarten, bald nach Wiesbaden, bald nach Dresden zu gehn. Immer tausend Projekte und wenig Festes. Sie wünscht, Wolzogen bekäme eine Pension und retirierte sich, und sie hofft, es soll so kommen; Schiller soll auch auf den Rückzug denken. Der Schatz *) soll Schillern sehr hübsche Präsente in den letzten Jahren gemacht haben — wie viel weiß ich noch nicht, aber ich bitte Dich, gegen niemand davon Er- wähnung zu tun. Das reichliche und sichere Auskommen hat für ——— *) Dalberg. 160