< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 2 Brief 69:    Humboldt an Caroline    Rom, 5. Mai 1804   ]


glückliche Reise. Nur ängstigt es mich, daß Du sagst, daß Theodor
hustet. Kohlrausch hat doch keine Furcht mehr, daß seine Lunge
angegriffen ist? Jetzt liegt mir nur die Reise nach Paris sehr am
Herzen. Ich wünschte Dich erst dort. Es ist mir, als müßtest Du
notwendig da mehrere Monate zubringen. Es wird Dir und Theodor
bekommen. Reist Caroline *) nicht vielleicht mit?
Der Prinz ist gestern früh weg. Ich war noch um 4 Uhr
morgens bei ihm. Er weinte fast und freute sich, Dich bald wieder-
zusehen. Schreibe mir ja recht oft. Es ist mir sehr einsam, und
ich sehne mich unglaublich nach Dir.
Ewig Dein       H.


70. Caroline an Humboldt                   Erfurt, 9. Mai 1804

Dein Brief vom 21. April ist schon den 6. Mai in meinen
Händen gewesen, mein innigstgeliebter Bill, und ich hätte
Dir schon Montag geantwortet, wenn ich nicht ein paar
Tage recht sehr leidend gewesen wäre. Ich bekam einen Anfall von
Magenkrämpfen gerade wie letzten Winter in Rom, und litt un-
gemein zweimal 24 Stunden. Jetzt ist aller Schmerz vorbei, ich bin
nur noch sehr matt.
Der Unfall, den Adelheid gehabt hat, hat mich freilich ein wenig
erschreckt, es war mir, als wenn mir eine kalte Hand gerade ins
Herz faßte, doch möchte ich nicht, daß Du mir je verschwiegest, wenn
ihr oder Gabrielen etwas zustieße, oder Dir selbst, mein geliebtes
Leben. Um das, was man recht liebt, will man sich auch ängstigen,
wenn man sich nicht daran ergötzen und erfreuen und mit dem
eigenen Vermögen und Kraft des Herzens ihm beistehen kann.
Deinen Schreck bei der ersten Nachricht kann ich mir vorstellen, und

———
*) Caroline v. Wolzogen.

                                                                       159