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[   Band 2 Brief 66:    Humboldt an Caroline    Rom, 28. April 1804   ]


nur im Bett an. Es gehn viel Fieber herum, aber sehr leichte,
dreitägige, und die gleich weichen. Nur bleibt eine große Mattigkeit
und Schwäche zurück. So hat es Zoëga gehabt. Ich bin immer
wohl und durchwandere ungestraft die sieben Hügel. In meiner
inneren Wirtschaft geht es sehr gut. Alles ist ruhig und friedfertig
und gehorsam, und ich bin wie ein ἤπιος πατήρ. *) Der Kandidat ist
zugleich Haushofmeister. Mit dem Zucker hat er eine große Reform
getroffen. Er schlägt so kleine Stücke, daß die Leute aus Seccatur,
nicht zu lange dabei zu stehen, wenig nehmen müssen. Du weißt,
daß die kleinen Stücke mein Tod sind, aber was will ich machen?
Dabei ist er so mißtrauisch, daß er um den Zucker im verschlossenen
Schrank einen Strich mit Bleistift zieht, um zu sehen, daß man
nichts nimmt. Wir verbrauchen aber wirklich seitdem viel weniger.
Mit einem Pfund Kaffee muß Antonio sechzehnmal Kaffee machen,
und es geht sehr gut. Dabei frägt der Kandidat, wenn er nach der
Sapienza geht, nach den Preisen, kostet Wein usw. So haben wir
die Eier gestern von zwei Bajocchi **) auf eineinhalb gebracht und
auch an einhalb Baril Wein vier Prozent gespart. Diese Er-
sparungen sind unser Divertissement bei Tisch und beim Frühstück.
Die Adelheid lacht eben so aus vollem Halse in der blauen Stube
mit Gabrielen. Könntest Du es doch einmal hören.
Adieu, Ewigliebe.            Humboldt.


67. Caroline an Humboldt                [Erfurt], 29. April 1804

Mein geliebter Wilhelm. Gestern war ich mit den Kindern
in Weimar und fuhr abends wieder herüber. Schiller
und Lolo sah ich nicht, weil es ihm zweimal vierund-
zwanzig Stunden vorher in den Kopf gekommen war, nach Berlin

———
*) Gütiger Vater. — **) Etwa 10 Centimes.

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