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[ Band 2 Brief 65: Humboldt an Caroline Rom, 21. April 1804 ]
Mittel. Ich deliberierte mit Wunsch, zog alle Rezepte von Kohl- rausch zu Rate und ließ von Wunsch die Rezepte schreiben. Denn von Lupi war schon darum nicht eins zu brauchen, weil er z. B. das arme Kind alle halbe Stunde wollte halbe Tassen einnehmen lassen. Durch diese Krankheit hat sich denn auch in meinem Leben viel geändert. Wunsch ist zu mir gezogen, denn wie die Adel nur die Augen aufmacht, schreit sie: »Candat«, und wenn er jetzt in die Sapienza geht, versichert sie, daß sie ihn anbinden will. Sie will mit niemand sonst in die Medici gehn. Aus Gewohnheit ist es dabei geblieben, daß sie in der grünen Stube schläft und so, daß ich oder Wunsch unser Bett des Abends vor das Sofa setzen lassen. Den ganzen Tag wechselt sie in der Gunst, wer bei ihr schlafen soll. Aber am Ende bleibt es gewöhnlich bei mir. Dann muß ich spätestens um sechs wieder aufstehen, und zwar mit dem Kopf zuerst. Manchmal höre ich sie schon, wenn ich halb schlafe, rufen: »Vater, Kopf zuerst!« Du bist gar nicht vergessen, liebe Seele. Sie spricht unendlich oft von Dir, und sehr oft sagte sie: »Sage der Mutter, soll noch heute wiederkommen«. Auch müssen wir immer hören: »So Mutter wiederkommt, keiner bei mir schlafen, bloß Mutter, und Mutter nicht mit Kopf zuerst heraus«. Auch, daß die Anna dann nicht mehr bei ihr sein wird, sagt sie oft. Die arme Kleine weiß wohl, daß sie dann niemand braucht als Dich. Gabrielle ist sehr munter. Sie ist oft bei mir mit Vicenza, weil Adel nach ihr verlangt. Das kleine Ding rührt mich oft, jedesmal, daß ich nur durch die Stube gehe, wo sie ist, lacht sie mich an und springt herum. Vicenza ist wieder besser, aber seit drei Tagen hat Wunsch ein dreitägiges Fieber. Es ist unausstehlich. Er nimmt aber entsetzlich viel Salmiak und China. Mir hat nicht eine Minute etwas gefehlt. Sei auch nicht bange um mich. Ich esse alle Tage meine vier Eier, manchmal noch ein fünftes in der Suppe, gehe spazieren, arbeite viel, es fehlt mir nichts als Deine und der Kleinen Gegenwart. 148