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[   Band 2 Brief 63:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], 11. April 1804   ]


kann. Die Kinder sind ungemein lieb. Sie haben auch nun die not-
wendigen Stunden. Wenn es nur irgend möglich ist, so konsultiere
ich in Kohlrauschs Abwesenheit keinen anderen Arzt. Kohlrausch
hat mich sehr instruiert. Theodor hustet weit weniger und hat weit
weniger brennende Hände. Die Einförmigkeit des Lebens tut ihm auch
gut und mildert seine Lebhaftigkeit, die durch den Wechsel der Gegen-
stände auf der Reise ordentlich einen furchtbaren Grad erreicht hatte.
Caroline *) schreibt mir, sie werde mit ehestem auf einen Tag
herüberkommen, um mich zu sehen.
Mein geliebtes Leben, wie bist Du mir, wie sind die Kleinen
mir immer gegenwärtig. Wenn es möglich wäre zu erscheinen, so
müßte meine Gestalt sich unter Euch in Rom zeigen, denn ewig
sucht Euch mein inneres Denken auf in den wohlbekannten Stuben,
und von Stunde zu Stunde ahnde ich beinah, wo Ihr seid und was
Ihr macht. Adelheids Briefchen und der kleine Krikelkrakel darauf
hat mich tief gerührt. Ich meinte die kleinen Händchen zu sehen,
wie sie so geschäftig dabei gewesen sind. Euer Sonnenschein und heitrer
Himmel freut mich auch — hier ist eine ewige Nacht. Der Winter
und der Schnee haben nach der Aussage aller Menschen erst spät
im Februar angefangen, und nun kommt das alles nach. Niemand
hat das Gefühl der italienischen Natur so lebhaft davongetragen,
als die Fürstin von Rudolstadt. Es wollte jemand etwas zum
Lobe des deutschen Himmels sagen. »Ach,« erwiderte sie, »lassen Sie
es gut sein, es wird ja hier nie Tag.«
Ich schreibe Dir hier mit zwei Worten die Summe ab, so
meine Reise bis hierher gekostet hat.
148 Francesconi — 103 1/2 hab ich noch und habe sie zu meiner
                  Rückreise behalten.
68 Dukaten — 2 hab ich noch,

———
*) Caroline v. Wolzogen, geb. v. Lengefeld.

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