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[   Band 2 Brief 62:    Caroline an Humboldt     Erfurt, 7. April 1804   ]


Abend zubrachte. Den 2. fuhren wir in des Gastwirts Chaise, die
sehr hübsch war und die er uns für 16 Carolin *) verkaufen wollte,
nach Koburg, wo wir abends ankamen und zwischen Lichtenfels und
Koburg, anderthalb Stunden vor letzterem Ort, den furchtbarsten
schlimmen Weg fanden, den ich beinah je gesehen habe. Gut, daß
er kurz war. In Koburg ging die eigentliche Not wegen des weiteren
Fortkommens an, denn kein Lohnkutscher wollte den schrecklichen Weg
über den Thüringer Wald fahren. Der Wagen aus Bamberg war
zwar hübsch, hatte aber nicht die wahre Spur und zu niedrige Vorder-
räder. Wir gaben ihn also auf und kauften eine schlechtere Chaise
in Koburg für 13 Carolin — in diese 13 Carolin war der Fuhrlohn
von vier Pferden bis Judenbach einbedungen ——, und von da fuhren
wir weiter mit Post. Die Chaise hat sich gut gehalten und kommt
mir durch das weniger Postgeld eigentlich nur gegen den Fuhrlohns-
preis, den man mir in Koburg machen wollte, auf sieben Carolin.
Dafür werde ich sie immer wieder los. Mit dieser eigenen Chaise kamen
wir den 3. bis Gräfenthal und den 4. nachmittags nach Rudolstadt.
Der Weg war schlecht, ich hatte mir ihn aber doch eigentlich noch
schlechter gedacht. Sobald wir gegessen hatten, schrieb ich der Frau
v. Lengefeld und frug bei ihr an, wenn eher ich die Fürstin **) sehen
könnte. Es dauerte keine halbe Stunde, so kam aber die Fürstin
mit der Lengefeld selbst zu Fuß ins Wirtshaus. Sie hatte sich nicht
gedulden können, bis ein Wagen angespannt worden, und ich fand
sie ganz die alte und aufs tiefste gerührt, mich und die Kinder
wiederzusehen. Auch ich war es, und das Herz ging mir recht
eigentlich bei ihr auf, und es tat mir so wohl, mit ihr über unsern
Wilhelm weinen zu dürfen. Die Fürstin nahm mich und Kohlrausch
mit aufs Schloß, und den ganzen folgenden Tag war ich mit den
Kindern dort, die recht artig waren. Theodor war gestern unpaß,

———
*) Ein Carolin etwa 21 Mark. —— **) Fürstin Caroline Luise, geborene
Prinzessin von Hessen-Homburg.

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