< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 2 Brief 61:    Humboldt an Caroline    Rom, 31. März 1804   ]


müssen auch wir freilich weg, das fühle ich; allein die Zeit käme ja
doch vielleicht, wo wir wieder hier zurückkehrten, denn unserm letzten
Gedanken würde dieser Boden nie fremd sein. Wilhelms Grab
ist jetzt mit der Säule und den Steinen umsetzt, und ich war neulich
fast den ganzen Morgen draußen. Ich habe viel an Dich gedacht,
meine Innigliebe, und bin mit stiller und doch froher Wehmut zurück-
gegangen, da wo wir das letztemal fuhren, zwischen den beiden Hügeln
des Aventins durch nach San Giovanni zu und der S. Maria
Maggiore. Dem Kleinen ist zwar mancher Genuß geraubt, aber
es ist auch etwas, so ein reines, unbeflecktes Andenken zu hinter-
lassen, so hinzugehn, daß sich an die Erinnerung an ihn nur das
Gefühl der reinsten, blühendsten Schönheit knüpfen kann. . . .
Reise glücklich, gute liebe Seele, und denke recht oft an mich,
der Dich keinen Augenblick aus den Gedanken verliert.
Ewig Dein H.


62. Caroline an Humboldt               Erfurt, 7. April 1804

Bester, teuerster Humboldt. Gestern bin ich endlich um fünf
Uhr nachmittags hier angekommen und habe Papan außer
ein paar verlorenen Zähnen mehr ganz unverändert wieder-
gefunden. Ach, aber keine Briefe von Dir, mein Innigstgeliebter,
keine neueren Nachrichten von Deinem und der kleinen Mädchen
Ergehn. Der einzige Brief, den ich fand, war der Deinige vom
11. März an Papan. Morgen kommt die Nürnberger Post, pazienza,
vielleicht bringt die, nach was ich so unaussprechlich verlange.
Den 28. habe ich Dir zuletzt aus Augsburg geschrieben. Den
29. sind wir mit einem Lohnkutscher und dessen Chaise, die leidlich
war, abgereist und den 1. zu Mittag in Bamberg eingetroffen.
Kohlrausch hatte da einige Bekannte, bei denen er Nachmittag und

                                                                       139