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[   Band 2 Brief 55:    Caroline an Humboldt     Florenz, 11. März 1804   ]


und höchstwahrscheinlich fahren wir mit ihm für einige 90 Zecchinen *)
bis Augsburg con il pranzo. Er hat uns sehr honett behandelt und
für uns gesorgt. In vierzehn Tagen will er uns bis Augsburg bringen,
ich kapituliere noch auf zwölf. Von Verona aus schreib ich gewiß.
Mariuccia macht wahrscheinlich eine Arbeit, die ich meinte Vincenza
hinlänglich besorgen könnte, da sie mit Muße gemacht werden konnte,
neun Hemden für die kleine Gabriele, die ich noch zugeschnitten hatte.
Ich werde nach Briefen poste restante in Verona, Bozen
und Innsbruck fragen. In Augsburg muß ich wenigstens einen Tag
bleiben. Ach, ich möchte, ich wäre auf der Rückreise! Ich habe mir
ausgedacht, Du könntest ja mich im Oktober hier in Florenz erwarten,
bei Schellersheim mit der Adel wohnen, und wir reisten in einem
Wagen zurück.
Man schmeichelt sich im höchsten Grade hier mit dem Frieden
und fußt auf den nahen Tod des Königs von England. **)
Adieu, Geliebtester.            Tausendmal umarme ich Dich.


56. Humboldt an Caroline                                   Rom, 16. März 1804

Ich habe gestern, beste Li, Deinen Brief bekommen, und ich
kann nicht sagen, wie glücklich er mich gemacht hat. Du
hast so gut, so liebevoll und so ausführlich geschrieben, daß
ich Dir nie genug dafür danken kann. Meine Sehnsucht, Dich und
die Kleinen wieder zu sehen, ist zwar dadurch womöglich nur noch
gewachsen, indes ist diese Sehnsucht selbst so süß. Wohl glaube ich,
daß diese Rückreise Dir in hohem Grade schmerzlich sein muß. Die
beiden Knaben waren, als sie mit uns kamen, so blühend und schön,
und nun fehlte einer Dir ganz, und der andere war leidend. Liebe Li,

———
*) Etwa 850 Mark. — **) Georg III. hatte damals erneute Anfälle von
Wahnsinn, lebte aber bis 1820.

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