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[   Band 2 Brief 55:    Caroline an Humboldt     Florenz, 11. März 1804   ]


in einem einzigen Gefühl zusammenfaßt. Vielleicht ist der Augen-
blick des Todes ein solcher.

                                                     Den 13. März
Ich bin gestern nicht wieder zum Schreiben gekommen, bester
Bill, und habe indessen um Mittag durch Schellersheim wieder einen
lieben Brief von Dir bekommen. In Perugia sagte man uns, die
Post sei um eine Stunde fort, darum hast Du keinen Brief von mir
daher empfangen. Wir kamen erst Donnerstag abend in Perugia
an. Ach, es tut mir so leid, und ich fühle, wie Du Dich sehnst.
Theodor hat gestern den ganzen Tag im Bett gelegen, aber kein
Fieber bekommen, um die Fieberstunde bekam er Erbrechen. Wie
froh will ich sein, wenn es aufhört.
Wir waren ein paar Stunden auf der Galerie, wo ich viel
Freude hatte, die zurückgekommenen Bilder *) und Statuen zu
sehen. Doch muß ich sagen, daß von letzteren nur der Apollin und
die beiden Fechter mich sehr ergötzten. Schöne Bilder von Rafael
sind da, ein Porträt unter andern, wahrscheinlich seiner Geliebten
Fornarina **), ein lieblich schönes und starkes Gesicht, ein prächtiger
römischer Nacken, den Busen verdeckt das Hemd. Im Saal der Niobe
die zurückgekommene Tochter und der tote Sohn, sehr schön, und am
letzten eine treffliche Hand. Der Pfeil ist mitten durch die Brust
gegangen, und ein leises Ziehen in der verwundeten Seite deutet den
schmerzlichen Tod an, der ganze übrige Körper ist jugendlich blühend.
Nachher war ich bei der Tassoni und Fabroni, die recht bitter-
lich über Wilhelm weinte und mir noch viel lieber geworden ist. Ich
aß zu Hause. Nachmittags war der Sekretär von Tassoni eine lange
Zeit bei mir und Schellersheim, und ich fuhr mit letzterem und Li eine
Stunde in die Komödie, wo alles schlecht war außer den silbernen
Flittern auf den Kleidern. Heute essen wir alle vier bei Schellers-
heim. Wir werden da unsern Akkord mit dem Vetturino machen,

———
*) Aus Paris. —— **) Jetzt Sebastiano del Piombo zugeschrieben.

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