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[ Band 2 Brief 52: Rom, 2. September 1803 ]
müssen, daß ein härteres Schicksal selten jemand betroffen hat. Eine große Wohltat des Himmels ist es, die ich auch mit gerührtem Herzen erkenne, daß in dieser schrecklichen Situation meine Geistes- gegenwart mich nie verlassen und meine Gesundheit allen Fatigen so vieler durchwachten Nächte und den traurigsten Tagen wider- standen hat. Auch Humboldt, der Ihnen künftigen Posttag schreiben wird, ist wohl und empfiehlt sich der Fortdauer Ihrer Gewogenheit. Verzeihen Sie mir, daß ich Ihnen erst heute den Tod unseres Wilhelm melde. Allein solange der Ausgang mit Theodor ungewiß war, vermochte ich es nicht. . . . Theodor, an dessen Bett ich geschrieben habe, sagt, ich soll den Großvater und Dunker *) grüßen. Noch weiß er nicht, daß sein Bruder tot ist, täglich fragt er nach ihm. . . . 53. Rom, 14. September 1803 Wir haben es nicht gewagt, geliebtester Vater, Ihnen die beiden vorigen Posttage zu schreiben und die Qualen unseres Herzens Ihnen mitzuteilen. Theodor lebt, aber seitdem ich Ihnen zuletzt schrieb, hatte er zwei tödliche Rezidive, besonders war der letzte so, daß der Arzt alle Hoffnung der Rettung aufgab. Sie können und Sie werden sich unseren und auch seinen Zustand denken, da dieser teuere Mensch nun sechs Wochen für nichts als Theodors Leben lebt, an das er wohl fühlt, daß das meine gekettet ist. O Gott! diese Zeit der Prüfung ist sehr schwer. Theodor liegt steif und fest im Bett, allein das Fieber, von dem wir nebenbei noch fürchten mußten, daß es hektisch werden würde, hat ihn endlich ver- lassen, und obgleich er blaß und mager bis zur Unkenntlichkeit ge- worden ist, haben seine Augen wieder Feuer und feine Züge wieder ——— *) Sekretär des Kammerpräsidenten v. Dacheröden. 123