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[   Band 2 Brief 52:           Rom, 2. September 1803   ]


Natur ihm Schweiß und Schlaf schenkte, er wurde ruhiger und hatte
nur einzelne Nervenbewegungen, die sehr ängstlich anzusehen waren.
Er war blaß, aber seine Augen glühten vom schönsten Feuer, seine
Stimme war rein und stark wie in den Tagen seiner Gesundheit.
In diesem Zustand kam abends 7 Uhr heran. Da verlor er wieder
eine große Menge Blut. Er lehnte seinen Kopf an meinen, und
die Kälte des Todes breitete sich über ihn aus. Wir trugen ihn
auf ein Bett ins Nebenzimmer, die belebendsten Mittel, mit denen
er gerieben, gewaschen wurde, das Reiben und Bürsten über den
ganzen Leib brachten ihn nicht allein wieder zu sich, sondern es
fand sich nach und nach eine durchaus egale Wärme wieder ein.
Er öffnete die Augen, er sprach mit uns, er verlangte nach seinem
Vater und mir. Obgleich sehr blaß und blutlos, war er nie so
entzückend schön gewesen. Sein Gesicht leuchtete wie von einem
himmlischen Glanz belebt. Mit einem Wort, wir fingen an wieder
Mut zu schöpfen. Der Arzt versicherte mir sein Leben, wenn er fünf
Uhr morgens erlebte. Der Prinz, der dagewesen, hatte Humboldt
auf meine Bitte einen reitenden Boten geschickt. So saßen wir um
sein Bett, horchend auf jeden Atemzug, der Arzt, Keller und ich.
Um ein Uhr verwandelte sich sein Puls und wurde kleiner, die
Wärme seines Körpers schwand mehr und mehr von Sekunde zu
Sekunde, er lag in einem tiefen Schlummer, aus dem er mit einigen
Nervenzuckungen erwachte. Er phantasierte, sprach von dem Be-
dienten, der sich vergiftet habe, rief seinen Bruder: »Theodor, komm,
wir wollen uns vor Friedrich retten«, und ein andermal: »Komm
mit mir, Theodor, komm zur Pyramide« (die Pyramide des Cajus
Cestius, um welche herum die Protestanten begraben werden).
Dann wurde er wieder ruhig, und wie er wieder die Augen
öffnete, sah er mich mit unbeschreiblich heiteren Blicken an. Den
Arzt faßte er ans Kinn und zog ihn zu sich, küßte ihn und flüsterte:
»Kohlri, Kohlri, hilf mir doch! Liebe Mutter, Vater, Vater, Vater«,

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