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[   Band 2 Brief 52:           Rom, 2. September 1803   ]


wollten, in der Nähe eines toten Körpers zu sein. Emilie und den
Hofmeister ließen wir draußen. Da ich indessen nicht vollkommen
wohl war, es hier in Rom sehr konfus zuging, da ich alle Kinder
und nur einen Teil unserer Mobilien hier hatte, wie Betten, Küchen-
gerät usw., so entschlossen wir uns, die Kinder den 10. abends mit
einem unsrer treuesten und ergebensten Bekannten, einem Schweizer
namens Keller, wieder nach L’Ariccia zu schicken.
Der Bediente war in der Nacht vom 8. auf den 9. hierher auf
den Kirchhof der Protestanten gefahren und beerdigt worden, und
durch die Umstände seines Todes konnte man wohl nicht an die
Möglichkeit einer bösartig vorwaltenden Krankheit in ihm glauben.
Die beiden Knaben mit dem eben erwähnten Herrn Keller und
Gabriele gingen also Mittwoch abends zurück und sprachen im
Durchfahren bei dem Prinzen in Albano vor, der mir tags darauf
schrieb, er habe die Kinder nie so schön und blühend gesehen, doch
habe Wilhelm über Kopfweh geklagt. Donnerstag, den 11., hatte
er sich nach der Aussage aller Menschen ganz wohl gefühlt, und
abends in der Kühle war er mit seinem Bruder Theodor, dem Hof-
meister und Herrn Keller nach dem See von Nemi geritten. Dieser
Spazierritt hatte etwa 2 1/2 Stunden gedauert, und die Knaben waren
froh und gesund zu Bett gegangen. Freitag, den 12., hatte Wilhelm
über Kopfweh geklagt, nicht frühstücken wollen und sich auf Emiliens
Bitten in sein Bett gelegt. Der Hofmeister hatte den Arzt aus
Albano rufen lassen; dieser war der Meinung gewesen, es sei ein
kaltes Fieber, und hatte ihm sogleich ein Dekokt von China gegeben.
Mittags Sonnabend bekam ich durch einen sich hier aufhaltenden
Fremden von unsrer Bekanntschaft einen Brief vom Hofmeister und
von Keller mit der Erzählung der Unpäßlichkeit Wilhelms und den
wiederholtesten Versicherungen, daß das Fieber ganz unbedeutend sei.
Ich bat einen jungen, außerordentlich geschickten deutschen Arzt, der
sich hier als Reisender aufhält, mich Sonntag mit dem frühsten

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