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[ Band 2 Brief 52: Rom, 2. September 1803 ]
und seitdem ist mein Leben ein Gewebe voller Leiden, denn tags vorher, den 14., legte sich mein zweiter Sohn Theodor, und erst seit vorgestern schöpfen wir Hoffnung zu seiner Genesung. Ich bin Ihnen, geliebtester Vater, eine umständliche Erzählung des unerwarteten Todesfalls schuldig, und ich will suchen, ob ich die Kräfte habe, sie Ihnen zu machen. Wir leben seit dem Juli auf dem Lande in L’Ariccia, drei Stunden von Rom in einer himmlischen Gegend, und in dem Ort, der vor allen, die man zum Sommeraufenthalt wählt, für den ge- sundesten gehalten wird. Wilhelm hatte einen Anfall von schlimmem Hals mit einem kleinen Fieber zwei Tage lang gehabt, deshalb ich ihn größerer Aufsicht wegen nebst Adel mit mir nach Rom nahm, wohin ich den 5. August ging, um den Kasten auszupacken, den wir vor einem Jahr mit Wäsche und Büchern von Tegel absendeten und dessen Sie sich vielleicht noch erinnern. Dieser Kasten kam eben erst an. Der Prinz von Mecklenburg, *) der eine halbe Stunde von L’Ariccia in Albano wohnt, kam den 7. August zu Mittag in die Stadt, bei mir zu essen, und brachte mir Caroline und Theodor mit. Er unter- richtete uns von einem sehr sonderbaren Evenement, was sich in unserem Hause begeben hatte. Der deutsche Bediente, den wir mit aus Berlin genommen hatten, hatte Freitags nach unserer Abreise einen Spazierritt gemacht und war mittags in der brennendsten Hitze nach Haus gekommen, hatte über Kopfweh geklagt und den Kindern und dem Hofmeister nicht bei Tisch aufgewartet. ——— (Folgt die Erzählung der Erkrankung des Dieners, der seinen Kopf- schmerz durch große Dosen Opium zu betäuben gesucht hatte und trotz ärzt- licher Hilfe nach achtstündigen fürchterlichen inneren Krämpfen am 7. August früh verstarb.) ——— Wir ließen, nachdem wir dieses Evenement erfahren, noch selbigen Tags die kleine Gabriele mit ihrer Wärterin kommen, weil das Haus klein war und wir sie in der großen Hitze nicht der Gefahr aussetzen ——— *) Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz, geb. 1779, Bruder der Königin Luise. 116