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[ Band 2 Brief 33: Humboldt an Caroline Berlin, 16. Mai 1797 ]
findet. Gänzliches Aufhören schien mir nie glaublich, Fortleben ohne Zusammenhang scheinen mir bloße Worte ohne verständlichen Sinn, und wie ist es möglich, demjenigen entrissen zu werden, was uns eigen und ausschließend angehört und als etwas rein und durchaus Geistiges an keine vergänglichen Dinge geknüpft ist? — Du wünschest, daß mein Glück, die Empfindung, daß ich mich ruhig und still und heiter mit Dir fühle, dauernd sein möge. Das sind beide gewiß, und mehr als bloß heiter und ruhig fühle ich mich mit Dir. Könnte ich Dir nur das volle Gefühl von dem geben, was Du mir bist und wahrlich immer, immer unausgesetzt warst! Möchte es mir gelingen, auch Dich ganz glücklich zu machen, ganz und ununter- brochen; o! es ist nicht bloß darum so sehr mein glühender Wunsch, weil ich Dich so innig liebe, nein auch darum, weil’s gegen die schöne Harmonie verstößt, daß so viel Großes und Gutes nicht auch mit dem reinsten Glück im Bund stehen sollte. Nachmittag, 16. Mai 1797 Ich habe heute früh so in meinen Gedanken fortgeschrieben, daß ich nicht dazu gekommen bin, Dir von etwas anderm zu reden. Aber ich rede so gern mit Dir von diesen Dingen, und sie hatten mir seit dem Empfang Deines Briefes so im Kopf gelegen. Ich bin nicht ganz wohl, liebe Li, doch ist es unbedeutend und geht schon vorüber. Ich habe einen entsetzlichen Schnupfen, und gestern war schlimmer Hals dabei, so daß ich das Zimmer hüten mußte. Herz gibt mir recht gute Sachen, es wird bald alles übergehen. Heute ist ja der kleinen Li Geburtstag. Umarme das gute Kind tausendmal in meiner Seele, sag ihm, wie leid es dem Vater tut, sie nicht heute zu sehen und selbst zu beschenken. Meine Seele ist unaufhörlich bei Euch. Wenn ich nur indes den holden Geschöpfen nicht fremd geworden bin. Sonnabend war ich in Falkenberg beim Rittmeister. *) Die Gesellschaft außer mir war eine Kaufmanns- und eine Perücken- ——— *) Humboldts Stiefbruder v. Holwede. Vgl. Bd. I. 66