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[ Band 2 Brief 29: Caroline an Humboldt Jena, 8. Mai 1797 ]
Tränen nicht erwehren. Ach, so geht alles vorüber, teurer Bill alle Freude, und wir selbst gehn vorüber, und es bleibt keine Spur unsrer Freude und unsrer Qual. Liebe Seele, glaube nicht, daß ich traurig bin, ich bin nicht übel gestimmt und ich weiß auch, wie bleibend vieles, vieles ist. Möge Dein Glück, möge die Empfindung es sein, daß Du Dich ruhig und still und heiter mit mir fühltest. Du mußt begreifen, wie einzig wohltätig mir die tiefste Überzeugung davon ist. Adieu, mein Lieber. Es wird mir recht leid tun, wenn ich höre, daß Tegel verkauft ist, und doch wird es wohl nicht anders sein, Du müßtest es denn vorteilhaft vermieten können. Empfiehl mich dem Rittmeister und Kunth, desgleichen Redern, Brinkmann, Gentz. Meine Gesundheit ist leidlich. — — — Alexander nimmt sich meiner sehr an und setzt auch Stark *) den Kopf auf den rechten Fleck. Adieu, mein gutes, liebes Wesen. Haeftens, Papa und Ernst grüßen. Verkaufe nichts von der Wäsche, die du erbst. Es ist gewiß alles dereinst für die Kinder zu gebrauchen, und diese Sachen werden in der Welt immer teurer. 30. Humboldt an Caroline Berlin, 9. Mai 1797 Wie geht es Dir, gute, liebe Li? Ich bin nach den letzten Nachrichten so bekümmert um Dich. Das fatale Wetter wird immer nicht besser, und nun kommt das schmerzliche Entwöhnen dazu. Wie unendlich sehne ich mich, bei Dir zu sein, Dir helfen zu können. So getrennt ist die Ungewißheit ein so peinlicher Gedanke. Morgen hoffe ich auf einen Brief von Dir. Möchte er mir bessere Nachrichten bringen. Ich habe auch mit Herz **) über Deine Gesundheit gesprochen. Er ist gleichfalls gegen ——— *) Hofrat Stark, Arzt in Jena. — **) Hofrat Herz, Gatte der Henriette Herz, vgl. Bd. I, S. XII. 54