< zurück Inhalt vor >
[ Band 2 Brief 28: Humboldt an Caroline Berlin, 6. Mai 1797 ]
sehr gefreut, die Sachen auszusuchen. Umarme die guten, lieben Kleinen. Bei Levis *) bin ich täglich gewesen; die Kleine ist gesund und auch heiter, doch scheint sie mir dies mehr so obenauf als in der Seele; sie ist sehr freundlich gegen mich, und ich soll Dir schreiben, daß sie sich sehr freut, mich zu sehen. Von Dir spricht sie sehr oft, und es schmerzt sie tief, Dich nicht zu sehen. Leute habe ich noch außer Finck: **) und —— Kunth, der täglich aus- und eingeht, nicht da gefunden; Brinkmann ist gar nicht in seiner Assiette da. Ich nehme meine gute humeur zu Hilfe und spaße und lasse das übrige gehn. Gestern war ordentlicher Nachttee! Mit Goethes Hermann habe ich schon viel zu tun gehabt, die erste Hälfte noch einmal durchgelesen und Goethen mehrere Verse wieder zum Umändern vorgemerkt. Goethe hat mir zwar in einem Briefe an Vieweg Vollmacht gegeben, selbst zu ändern was ich will, doch tue ich das natürlich nicht. Indes werde ich deshalb als 'deoz' geehrt und beständig von Vieweg konsultiert. Gedruckt wird es nicht hübsch. Es ist zu eng und zu kleines Format; die Lettern — es sind deutsche — gehn noch an. Aber das Honorar? Es ist ein fürchterliches Geheimnis, sage es bloß Schillern, nicht ihr, nicht Alexandern und niemandem. Stell Dir nur vor: 1000 Reichs- taler, das macht zwölf Groschen für jeden Vers. Vieweg hat es mir heute mit einer Art Beklemmung gestanden. Sage doch Schiller, ob er nicht seinen Wallenstein auch höher halten wollte, ob ich vielleicht einmal hier zuhorchen sollte? Meinen Agamemnon hat Unger genommen. Er druckt ihn doch am besten. Das Honorar ist sehr klein. Zehn Friedrichsdor, wenn er nicht über zehn Bogen wird, sonst fünfzehn Friedrichsdor. Ich habe selbst und mit Fleiß nicht mehr gefordert. Wen ich fragte, der sagte mir, daß er mir gewiß mehr ——— *) Vgl. S. 44. —— **) Vielleicht Abkürzung von Finckenstein. 51