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[   Band 2 Brief 20:    Humboldt an Caroline    Weimar, 7. April 1797   ]


Bei der verwitweten Herzogin war ich auch, indes nur eine sehr
uninteressante halbe Stunde. — Das sind so ungefähr meine Exploits.
Wie mag es Dir gehn? Morgen werde ich ja endlich alles
mit eigenen Augen sehen. Ich denke gegen neun Uhr hier fort zu
fahren und also gegen Mittag bei Dir zu sein. Wie freue ich mich
so herzlich darauf! Von Herzen tausendmal adieu.

 ———

Nur etwa 14 Tage weilte Humboldt bei den Seinen und brach am
24. April nach Berlin auf, wo seine Anwesenheit dringend notwendig war,
um den Nachlaß seiner verstorbenen Mutter zu ordnen. Er wollte nach Ab-
wickelung seiner Berliner Geschäfte direkt nach Dresden gehen, wohin auch
Frau v. Humboldt, die unterdessen den Hausstand in Jena auflöste, sich mit
den Kindern in Begleitung ihres Schwagers Alexander begeben sollte. Es
beginnen hiermit vier Jahre des Reiselebens. Humboldt geht auf dem Wege
nach Berlin über Zeitz, wo seiner Frau einziger Bruder, Ernst, Domdechant
von Naumburg —— »das Bild« genannt —, seit einiger Zeit lebte, und besucht
auch Wolf in Halle.
Er schreibt: 


21. Humboldt an Caroline                  Zeitz, 25. April 1797

Ich bin recht gut hier angekommen, liebe Li, und bis jetzt
auch recht wohl. Das Bild ist wie immer, klagt sehr,
sieht aber ganz wohl aus und hat schon mit Laeser, der
nicht aus der Stube wegkommt, und mir einen großen Rat gehalten,
wen er wohl morgen bitten will. Der Postillon eilt. Lebe herzlich
wohl, gutes, teures Wesen. Wie schmerzt es mich, so lange ohne
Dich und die Kinder zu sein. Küsse sie herzlich. Das Bild wird
wohl künftigen Montag über acht Tage zu Dir kommen. Grüße
Alexander und Burgsdorff.                      H.

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