< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 2 Brief 6:    Humboldt an Caroline    Falkenberg, Donnerstag, 26. Julius [1792]   ]


schon über meine Geldangelegenheiten mit ihm sprechen, und er hat
zu viel Konfusionen darin gemacht, als daß ihm nicht auch schon
mein bloßes Sprechen hätte unangenehm genug sein sollen. Gegen
das Ende unserer Unterredung klagte er mich an. Ich hätte ihn nie
mit der Schonung behandelt, die seine Weichheit forderte, hätte ihm
immer die Wahrheit zu nackt gezeigt. Du kannst meine Antworten
denken. Auch fühle ich mich wahrlich darin unschuldig. Einmal
überzeugt, daß ohne Ansicht der innern Wahrheit das Glück nur
leeren Genuß und wirklichen Nachteil bringt und das Unglück selbst
auch der heilsamen Folgen ermangelt, die doch sonst für das Ent-
behren des Genusses entschädigen, habe ich nie dem, den ich irgend
liebte, anders als im strengsten Verstande wahr sein können. Mein
höchstes und einziges Glück, das Glück Deiner Liebe, danke ich der
reinsten lautersten Wahrheit, und ich würde diese Wahrheit, dies
Glück und diese Liebe zu entweihen glauben, wenn ich je die Ge-
stalt der Dinge, wie sie mir erschienen, zu verstecken — — — —
[ohne Schluß.]


7. Caroline an Humboldt       [Rudolstadt], 30. Julius 1792,
                                               Montag morgen

Wenn Du diesen Brief bekommst, mein süßer Bill, bist Du
Deinem Kinde und dem Wickelnarrn nahe, ach, eile zu
ihnen, Li ist so weh, so weh, daß sie sich nur mit Mühe
hält, nicht immer zu weinen. Ich habe Deinen letzten Brief am
Sonnabend abend bekommen, wie ich mich eben zu Bett legen
wollte. Da hab ich ihn denn mit mir genommen, tausendmal ge-
küßt und Wickelnarrn angesehen, der ruhig neben mir in seinem
Korbe lag und schlief. —
Lieber Wickelnarr hat mich schon wieder gestört und getrunken,
fast eine ganze Stunde, daß mir nur noch sehr wenig Zeit übrig

                                                                       16