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[ Band 1 Brief 159: Caroline an Humboldt [Erfurt], Mittwoch nacht, 1. Juni 1791 ]
um Dich und um mich, Dich begrüßen. Nicht mehr fern ist des Wiedersehens seliger Moment — war es seine vorempfundene Wonne, die mir diese Stunde bereitete? — Tief flüstert’s in mir; es war allein Deines Wesens heilige Kraft — Deiner Seele nie scheidende Gegenwart. Für jene einzige Freude fehlt mir mehr wie das Wort — selbst der Gedanke entgeht mir. Ich sitze oft und sinne stundenlang in meinem Bett und erwache wie aus einem Traum. Nie faß ich das Bild — verschleiert umschwebt es ewig die Seele. Ach, der Moment, der aus immer den Schleier hinwegzieht, der unsre Seelen in dem Strom des reinsten Lichtes baden und unsre Wesen vereinen wird auf ewig, bald bringt ihn im unwandelbaren Laufe die Zeit. Ich werde ihn erleben, Du wirst ihn erleben, wir werden einer dem andern gewesen sein, so innig als dieses Dasein es er- laubt, uns angehört haben. Die Worte sind tot, meiner Seele glühende Gefühle streben weit über sie hinaus und suchen, ach, und finden so selig die Deinen! — Laß mich zu Dir reden im Wehen dieser heiligen Nacht, empfange meine Seele im Glanze der flimmernden Gestirne — ach, aber zürne doch nicht dem armen Blatt, das Dir nur so einzelne Laute zu bringen vermag — laß es liegen an Deinem Busen, meine Hand, meine Lippen berührten es ja — alles, was Dir so viel Freude gab, war ihm so nah. Alles, ach, alles lispelt mir süß, Bill zu grüßen, Bill zu bitten, bald, bald wiederzukommen — wird er? — ach, so lieb wird Li sein und so schön — die Verklärung meiner Seele in ihrem Leben vor Dir wird sich ausgießen über meine äußere Gestalt. Laß mich aufhören und nur noch diese Küsse auf das arme und doch so glückliche Blatt drücken. 475