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[ Band 1 Brief 157: Humboldt an Caroline [Tegel], Dienstag abend, 24. Mai 1791 ]
hinkommen, ehe es warm wird. Ich gehe jetzt immer zu Fuß. Zum Teil ist’s zufällig, da ich mein Pferd Kunthen gegeben habe und er das seinige schon abgeschafft hat, zum Teil aber tu ich’s auch sehr gern. Man kann bei dem Gehen so ruhig denken. Ginge recht gern auch nach Erfurt, wenn’s nur nicht so lang dauerte. Aber werde diesmal doch nicht geschwind fahren können. Kann leicht vier Tage unterwegs sein. Der Wagen ist schwer und neu, noch nicht eingefahren. Es kann auch leicht etwas brechen, das ist bei neuen Wagen nicht ungewöhnlich. Li muß sich nur ja nicht ängstigen. Kann ja auf dem Wege und in solchem Wagen gar keinen Schaden nehmen, wenn auch etwas bräche. Hält mich bloß auf, und eile dann wieder, so viel ich kann. Ach, warum reis ich nicht morgen schon! Noch neunzehn Tage sind’s, eh ich abreise. Zähle alle Tage. [Berlin], Sonnabend mittag Gehe heut abend wieder zurück nach Tegel und habe also noch viel zu tun. Lebe wohl, mein teures, süßes Leben. 158. Humboldt an Caroline [Berlin], Montag, 30. Mai 1791 Verzeih, mein süßes Leben, daß ich all diese Tage nicht zu Dir kommen konnte. Aber mein Bruder reist Freitag ab, und da ist es jetzt ein Herein- und Herauslaufen nach Tegel, ein ewiges Besuchen von Menschen und ein Umtreiben den ganzen Tag, daß ich die Abende unmöglich gestimmt war, zu Dir zu reden. Ich war all diese Abende lang draußen, mein Bruder will gern die Sterne kennen lernen, und die beiden letzten Nächte waren so schön. Wenn ich dann ein Gestirn so auf- oder unter- 472