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[ Band 1 Brief 156: Caroline an Humboldt [Erfurt], Mittwoch abend, 26. Mai 1791 ]
War es auch nur auf ein paar Tage gewesen, ach, Bill, ich konnte Dich nicht außer dem Hause denken, ich brachte also ein andres Projekt in Umlauf und setzte es durch. Du behältst das Stübchen, das Du hattest und das uns so lieb geworden ist, bis zum Hochzeits- tag, und ich räume Madame unser gemeinschaftliches Schlafzimmer ganz allein ein, damit sie all ihre Sachen hineinstellen kann, und lasse mein Bette in der Schmidtin ihre Stube setzen. Wir haben dann freilich pour tout partage nichts als meine jetzige Stube, die ziemlich klein ist, und den Alkoven zum Schlafen, aber wir sind ja gern beisammen, und es sind ja auch nur einige Tage, die Papa nach der Hochzeit hier zu bleiben denkt. Bill soll sagen, ob Li es so recht gemacht hat und ob er damit zufrieden ist. Ach, der Kopf geht mir um, wenn ich an Dein Wieder- kommen denke; es fehlt mir durchaus an dem Sinn, die Wonne ganz zu fassen, die mein Herz überströmen wird und das Deine. Um meine Gesundheit darfst Du auch ruhig sein. Ich bin würk- lich recht leidlich, für diese heftigen Bewegungen meiner Seele ge- wiß recht sehr. Sie erhalten mich denn auch freilich in einer Art Spannung; ach, wie werd ich ruhen von dem allen an Deinem Busen — wie wird das Gefühl Deiner Schönheit, Deines Glücks, Deiner heiligen Liebe und die tiefe, innige Empfindung dessen, was Du aus mir gemacht, zu was Du mein Wesen hervorgerufen hast, einen neuen Frühling über mein Leben heraufführen, einen Früh- ling unverwelklicher Blüten. Schiller kommt mit Lottgen und Caroline um den 6., 7. Junius auf einige Monate her. Wir suchen ein Quartier für ihn, Dominikus und ich. Caroline wird wohl nicht so lang bleiben, aber doch die ersten vier Wochen. — Adieu, mein Bill. — Papa soll mir das Maß der Fenster schicken, um auszurechnen, wie viel Leinwand man braucht. Ich denke, wir nehmen sie egal 465