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[   Band 1 Brief 152:    Caroline an Humboldt     [Erfurt],  Freitag morgen, 13. Mai 1791   ]


müßte in einer schrecklichen Lage sein und Lottgen. Diese Ungewiß-
heit ertrüge ich hier nicht. . . .
Lebe wohl, einzig holdes, trautes Wesen, ach, ewig wohl.


153. Caroline an Humboldt [Erfurt], Sonntag abend, 15. Mai 1791

Wie hab ich mich gesehnt nach dieser stillen Abendstunde,
mein Geliebter, zu Dir zu kommen, zu ruhen an Deinem
treuen Busen. Es ist das disgraziöseste Verhältnis im
Hause, das man sich denken mag; die Unzufriedenheit des einen
mit dem andern gibt Veranlassung zu ewigen Reden, und Du
weißt, daß man in der Familie überhaupt den Ohren viel zu tun
gibt. Die leihe ich ihnen denn auch bloß, aber das ewige Geräusch
reißt mich doch auch so schmerzlich aus dem Kreis meiner
inneren Empfindungen, und der schreckliche Mißklang macht mich
so irr und müde. Ach, verzeih, daß es so ist, aber daß ich so
reizbar bin, daß alles so tief mich ergreift, ist das nicht auch die
Quelle all Deines Glücks und des meinen? — Nicht wahr, Bill,
Du möchtest mich nicht anders? — O, sage mir, geliebtes Wesen,
wie es Dir ist, alles werd ich über mich vermögen, was Du
wünschest, denn Du willst ewig nur das Schönste und Beste. —
Ach, wenn ich erst in Deiner Nähe bin, wenn Deines Wesens
heilige Schönheit mich ewig umwallt, wie werd ich bei all dieser
Beweglichkeit mehr Ruhe, mehr Gleichförmigkeit gewinnen. Nur
so allein nehm ich die Dinge oft schwerer auf, als sie es ver-
dienen. —
Papa reist doch wahrscheinlich noch nach Burgörner in dieser
Woche. Es wird nicht übel sein, wenn Du ihm bald schreibst, daß
Du den 16. von Berlin abreisen willst, damit er keine Entschuldigung

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