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[ Band 1 Brief 152: Caroline an Humboldt [Erfurt], Freitag morgen, 13. Mai 1791 ]
ist’s nun vollends nicht wahr. Meiner ist nicht kleiner. Ach, Bill, werfe gar keine Narrheiten mehr aus, bin so vernünftig, daß es ordentlich schrecklich ist. Aber komm nur wieder, und der Vernunft und der Tugend wird auf ewig der Scheidebrief gegeben. Sind zwei alte, grämliche Jungfern, und die werden in unserm Hause nicht geduldet. — Mit Papa habe ich letztens von der Art gesprochen, wie wir den Sommer bei ihm sein sollten. Er wollte aber nichts von einem Kostgelde hören, weder für uns noch unsre Leute, und als ich ihm sagte, einen andren Sommer würde noch eine Person mehr sein, denn unmöglich könnten wir doch die Köchin immer abschaffen, sagte er, wir wollten dann sehen, diesen Sommer werde sein Auf- enthalt doch kaum drei Monate ausmachen, und dafür sei es gar kein Objekt. Mit einem Wort, die Art, wie Papa es sagte, war so, daß es undelikat von mir gewesen wäre, mehr noch zu insistieren. Da Papa sich jetzt meubliert, können wir ihm so ein hübsches Ge- schenk machen. Für Burgörner kann man nicht verlegen sein, etwas zu finden, da alles fehlt. Noch eins, die Schmidtin sagt mir, Johann habe sehr zweifelhaft bei seiner Abreise gesprochen, ob er wiederkommen wolle oder in Berlin heiraten. Sollte er Dich ver- lassen, so könnten wir den alten Stockman nehmen, den Papa nur behält, um ihn nicht außer Brot zu setzen. So ein alter Jäger paßte sich recht in unsre närrische Wirtschaft, en outre il a une recommandation très puissante, car il est furieusement sourd, und bedienen würde er Dich gewiß mit aller möglichen Sorgfalt. Sei so gütig und befiehl Johann, daß er ein Bügeleisen für Deine Manschetten mitbringt. Er hat meinen Mädchen erzählt, es sei ganz eine eigne Art, und mein Bill muß immer alles recht schön gemacht bekommen. — Ich erwarte einen Boten von Rudolstadt mit Nachricht von Schiller. Wenn Gefahr da wäre, reise ich gewiß hin, Caroline 457