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[   Band 1 Brief 128:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], Sonntag abend, 13. Februar 1791   ]


Zukunft, warum verbirgt sie mir noch so oft ein dunkler Schleier?
Ach, ich bin ein schwaches Geschöpf und muß in dieser Leere mein
Leben nur von einem Augenblick zum andern hinhalten! O, wie
sehn ich mich nach den schöneren Tagen! Nein, die Zeiten sind
vorbei, wo Li sagte, sie würde sich wochenlang von Dir entfernen,
einschließen — ein unfreundlicher Gedanke! Aber weißt Du auch,
wann das die arme Li sagte? Nein, nicht Tage, nicht Stunden.
Wenn Bill sie um sich dulden will, auf seinem Schoß sitzen, zu
seinen Füßen liegen und ruhen darf an dem teuren, angebeteten
Herzen, und ihn hören und das Auge sehen, nein, es gibt kein solch
Auge mehr. — Li hat dann alles, wenn sie das darf. Und, nicht
wahr? so will’s auch Bill? —
Von Papa wirst Du wahrscheinlich bald einen Brief bekom-
men, denn ich habe gestern Deinen offen auf seinem Schreibpult
liegen sehen. Ich selbst erwarte von ihm keinen ganz bestimmten
Brief. Du beurteilst Papa sehr richtig, wenn Du sagst, daß nichts
schwerer als ein bestimmter Entschluß von ihm zu erlangen sei,
und nun noch dazu ein schneller. . . . Es ist schade, daß diese Un-
entschlossenheit oder vielmehr dies Zögern in Papa ist, sie hat
einen großen Einfluß in alles übrige, was er tut, und er könnte
sich und andren das Leben sehr erleichtern, wenn es nicht so in
ihm wäre. Mit Dalberg hatte ich letzthin einige wenige, aber un-
endlich schöne Momente. Es war bei der Generalin auf dem
Petersberge, und wir tranken nach Tisch einen Trank, den man
Nektar nennt. Ich sprach ihm bestimmter über unsern Plan, sagte
ihm, daß wir uns mit Papa darüber erklärt und daß ich fühlte,
er würde sich gut hineingeben. Ich kann Dir nicht sagen, wie Dalberg
das auffaßte. Die Generalin kam in dem Moment und sagte ihm:
»C’est du nectar, Monseigneur.« Er wendete sich zu mir; »c’en-est
du bien plus véritable que vous m’avez donné,« sagte er. Er war
gerührt und ich auch. Er sagte, wie er kaum die Realisierung

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