< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 1 Brief 128:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], Sonntag abend, 13. Februar 1791   ]


dieses Plans gehofft habe, weil er so sehr schön sei. Ich solle Dich
innig grüßen und Dir sagen, wie sehr er sich freue, Dich bald
hier zu sehen. Ach, es ist mir so süß, zu ahnden, wie nah Ihr
Euch kommen werdet — Eure Geister sind innig verstanden. —
Mit dem Wohnen hier, denk ich, soll es auch schon gehn.
Dalberg verwendet sich allenfalls davor, und vors erste kann’s
heißen, wir sind auf Papas Gute. Den Sommer sind wir ja auch
viel da. Ach, mit Dir allein, mein Wilhelm, muß ich einmal einige
Zeit leben. Ganz allein mit Dir. Ein einzig schönes und so eignes
Leben müßt es sein. Lebe nun wohl, mein liebes, süßes Wesen.
Lili, Schiller und Lottgen grüßen herzlich. Li freut sich, daß der
Tag vorüber ist, und wenn Du dies liest, bald wieder eine Woche.
Nimm den innigen, ach, so sehnsuchtsvollen Kuß.


129. Humboldt an Caroline                  [Berlin], Sonntag abend,
                                                 13. Februar 1791

[Hierzu die Nachbildung des Originals.]

Es ist so eine milde Frühlingsluft, in der es einem immer
so wohl wird. Ich ritt heute spazieren, die Gegenden haben
noch so etwas Herbstliches. Mit unendlichen Gefühlen
ruft mir ihr Anblick die Vergangenheit zurück. Wie ich von Dir
ging, fing auch schon das Laub an zu fallen, und die Pappelallee
trauerte im entblätternden Sturm. Ach! der vorletzte Morgen.
Wie wir noch den König von Thule am Wasser hersagten, beide
schon so schmerzlich in innerster Seele bewegt und doch noch emp-
fänglich für die Wonne, uns noch zu besitzen. Und dann gingen
wir zum Baum unsrer Liebe und schnitten wechselweis — jeder
einen Buchstaben — den Tag ein, und Du schlangst ein Haar
um die teuren Namen. Haar wird der Wind hinwegwehen, Baum

                                                                       400