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[ Band 1 Brief 128: Caroline an Humboldt [Erfurt], Sonntag abend, 13. Februar 1791 ]
dem, wovon jeder Ausdruck scheidet, von der Wonne, mit der Deine Liebe erfüllt, von der Begeisterung, mit der sie den Geist emporträgt, ach, hier, hier lebt es ewig, aber die Worte versagen. — In jedem Wellen meines Busens, in jedem Schlag dieses glücklichen Herzens, in jeder Träne des Dankens wirst Du es empfinden, und tausendmal mehr noch als wie in dem allen, in dem Anschauen meiner Seele, in dem Hinfließen meines reinen Lebens vor Deinen Augen, in dem schöneren Aufblühen meines ganzen Wesens! Ach, daß nur seine vollendetere Schönheit, meines Geistes höherer Flug für das unendliche Glück, das Du mir gibst, genügender Dank sein kann, müßte allein mich heben — aber zu den lichtesten Höhen der Empfindung, zu der Menschheit erhabensten Stufen hebt mich die Liebe! Das Bedürfnis, Dir nah zu bleiben, die Un- möglichkeit, zu leben, wo Dein Odem mich nicht umweht, füllt meine Seele mit dem rastlosen Streben, Dir zu folgen, mit der aus- dauernden Kraft, die des Sieges versichert. O, mein Geliebter, teures, heiliges Wesen! fasse Deiner Li unaussprechliche Seligkeit und fühle, um welches andre Glück der Erde sie einen Moment dieser wehen Trennung vertauschte. O, auch sie war nicht leer an Segen. In schöneren Tagen des Zusammenseins wird die Pflege der Liebe ihre Knospen zu Blüten entfalten. Bill wird sich ihrer freuen und Li jeden Augenblick segnen, der sie hervorbrachte, so bang er auch war und so bezeichnet vielleicht mit den Tränen unaussprechlicher Angst. Bald, bald wird es ja auch ausgelitten sein, meine Seele ahndet das neue, schöne Leben, das uns auf- geht — o, laß es mich das einzige in seiner Art nennen! — Es ist so wahr und tief empfunden, dann wird Li sich nicht mehr trennen von ihrem geliebten Wilhelm, ewig, ewig wird sie bei ihm sein und in jedem Moment die süße Gewißheit immer inniger um- fangen, daß er glücklich ist in dem Glück seines geliebten Weibes. Warum kann ich sie nicht festhalten, die reizende Aussicht der 398