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[ Band 1 Brief 115: Caroline an Humboldt [Erfurt], den 9. Januar 1791, ]
diesem Monate kommst. Wir gewinnen gar viel, wenn Lili gerad hier ist und bei mir logiert. Madame ist so mürrisch, ihr Dasein so störend, aber wenn Lili hier wohnt, kommt Bill des Morgens und frühstückt mit uns, und wir genießen uns ungestört. — Indem ich schrieb, wandte ich mich zu Lili, die noch im Bette liegt, und frug, was sie machte. »Ach,« sagte sie, »ich phantasiere so hin, schreibst Du denn Bill von unserm Verliebtsein?« Ich antwortete: »Ja.« »O,« erwiderte Lili, »Bill wird’s verstehen, er schließt einem das Herz so auf und ist gar zu lieb verliebt.« — Ist Bill das? O, ich frage, ich glückliches Geschöpf — Bill, Bill, das haben noch Menschen Menschen nicht gegeben, was Du Deiner Li gabst, aber das soll auch noch kein Mann empfangen haben, was Du empfangen sollst — o, Du mein Einziges, mein Alles, welch eine Stunde wird die des Wiedersehens sein — welch ein Moment der, in dem wir empfinden, daß nichts uns mehr trennt. Ich muß Dir noch ein Wort von Dalberg sagen. Papa hatte ihm kürzlich Deine Relation zu lesen gegeben. Vor ein paar Tagen sprach er mir davon, sagte, wie zufrieden er damit sei, welch ein feiner und tiefer Blick Dir eigen, und wie Deine Arbeit in ihrer Art ihm mehr gefalle, scharfsinniger und besser als Alexander seine sei. Ich ergriff diese Gelegenheit, ihm von dem Wunsche unsres Herzens, in seiner Nähe zu leben, zu sprechen. »O,« sagte er, »das wird sich gewiß machen, es ist ja doch äußerst wahrscheinlich, daß ich meinen alten Herrn *) überleben werde, und dann« — ich erwiderte, wie glücklich und zufrieden, wie ohne jede andere Rück- sicht alle Wünsche unsres Herzens befriedigend es sein würde, dies Projekt schon früher zu realisieren, und daß die Idee Dir gar nicht fremd wäre. Der Goldschatz schien einen Augenblick ver- wundert, nahm mich bei der Hand, und indem er mich fest ansah, sagte er: »Sagen Sie mir, liebe Caroline, wo hat sich diese Idee ——— *) Kurfürst von Mainz. 360