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[ Band 1 Brief 109: Caroline an Humboldt [Erfurt], Donnerstag, 16. Dezember 1790, abends 11 Uhr ]
schläge zur christlichen Erziehung sind Appendixe und gehn in den Kauf oben ein. Soll ich etwa die übrigen Bücher binden lassen, mein lieber Wilhelm, und wie? — Treibe gar zu gern etwas für Dich, kann dann so in allen Ehren meine Kindereien dabei treiben. So habe ich Dir was gekauft — aber lache mich nicht aus — zum Weihnachten, was recht Hübsches, nur daß ich es Dir nicht schicken darf, ärgert mich so. Würde wohl konfisziert. Will es aufheben, bis Du kommst. Wenn Du ein frommes Kind bleibst, sollst Du’s haben, denn Du weißt wohl, nur den frommen Kindern beschert der heilige Christ. Ach, Du hast die Fehler geküßt, die ich beim Abschreiben der Bücher machte, Du liebes Wesen. Warum kann ich, ich Dich nicht küssen? Wohl machen sie klug, die Küsse. Mußt mich gar nicht so denken, wie Du mich in Burgörner sahst. Nur wenn ich Dir schreibe, kommt mir noch ein Funken Verstand, aber er verglimmt auch wieder. Und übrigens, ach, bin so unend- lich dumm, daß ich mich wohl manchmal vor mir selbst fürchte. Also Bill, wenn ich künftig sage, daß ich bei Dir eine kluge, ver- nünftige Frau werden will, so ist’s ebensoviel gesagt, als daß ich mir alle Klugheit und Vernunft anküssen will. — Schlafe wohl, einzig liebes Wesen. Ach, träume von der armen, einfältigen Li. Sonntag abend, den 19. Dezember Der Himmel ist heut abend so schön gestirnt. Mit trunkenen Blicken hing ich am Wagen. Es war mir, als ahndete ich Deinen begegnenden, tränennassen Blick, als schwebte er auf dem freund- lichen Gestirn unsrer Liebe. Ich weinte —— ach, meine Augen sind trübe von Tränen, ich wundre mich, daß ich noch Tränen habe, und ach, wenn ich nicht weinen könnte, müßt ich vergehn! — Sie sind mir, was der Tau der Nacht in schwülen Sommertagen der hinwelkenden Blume ist — sie fristen mein Leben. Gott! oft ist’s ein Schmerz, der tötet, der die Seele hinübertreibt in ein andres Sein, und dann klingt mein Herz wieder so voll und lieblich, trotz 335