< zurück Inhalt vor >
[ Band 1 Brief 105: Caroline an Humboldt [Erfurt], Donnerstag abend, 9. Dezember 1790 ]
fort dangereuse, je peux m’en engouer, mais ce n’est qu’un goût passager, il en est différent de celles qui attirent l’âme par la candeur, la beauté de la leur, de celles dont, on sent que la vie n’est qu’amour. Caroline, ajouta-t-il, est de toutes les femmes que j’aie jamais vues, celle qui a fait le plus d’impression sur moi.« Und er kennt unsre Lili noch nicht ganz. Wenn er sie ganz kennen wird, wird die Furcht wegfallen, die ihn jetzt zuweilen an- wandelt. Dem Wesen, das sie ganz zu fassen vermag, muß sie eine der schönsten geistigen Erscheinungen sein und bleiben. — Letzt mußt ich lachen über einen Brief von Lili. Sie schrieb mir von Dir: »Der Bill ist ein treffliches Wesen, ich habe es ihm doch gleich den ersten Abend angerochen, daß er ein Genie ist.« — Ich antwortete ihr, das könnte wohl möglich sein, denn ein Genie röche das andere. Ach, wenn Du diesen Brief bekommst, Montag abend oder Dienstag, so denke an uns. Deine Seele wird unter uns sein. Gott, warum nicht Du! Eine Ewigkeit scheint mir’s, seit wir in Burgörner schieden, und es macht noch nicht die Hälfte der Zeit unsrer Trennung aus. Mit jedem Tage berechne ich sie. Ich habe mir einen Kalender auf das künftige Jahr gekauft. Was das ein ewiges Studium ist. Aber denk einmal, Bill, wie unvorteilhaft es ist, eine deklarierte Braut zu sein. Dieses Jahr, zum ersten Male seit acht bis neun Jahren, hat mir niemand einen Kalender geschenkt. Auch sogar Barkhausen nicht, qui ne manquait jamais d’apporter cette offrande de la foire de Leipzig. In meinen brillantesten Zeiten, vor drei, vier Jahren, bekam ich bis zu drei Kalendern, und nun nicht einen. Es ist recht traurig. Aber eine förmliche Er- oberung habe ich doch noch in meinem Brautstande gemacht. Der junge Ketelhodt hat sich ordentlich in mich verliebt und Lili gefragt, ob es denn gar nicht mehr zu ändern wäre mit unsrer Heurat? Wie artig das ist — aber ernstlich, er dauert mich doch, denn Lilin tut er weh, und da muß es arg sein. Nun siehst Du, mein süßes 320