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[ Band 1 Brief 79: Caroline an Humboldt [Erfurt], Freitag, 1. Oktober 1790 ]
war sehr bewegt, eine konvulsivische Freude, es zerriß mir die Seele, es wahrzunehmen. Mein Wiedersehen gab ihm keinen wohltätigen Moment, eine störrische Freude, es entrissen zu haben dem Schicksal, drückte sich in jedem seiner Züge aus. Ich mußte meine Hand wegziehen — er küßte sie mit einer Wildheit, die mich erschütterte, das tat mir weh und ihm auch. Beim Weggehen gab ich sie ihm schweigend wieder und drückte die seine — »O«, sagte er, »Sie sind mir Huld und Erbarmen, nur unter Ihrem Bilde sehe ich die Gottheit.« Ich weinte sehr — ich fühlte sein Elend, und ich mußte fort. Was fang ich mit ihm an? Ich habe ihm versprochen, ihn bei mir zu sehen, wenn ich einmal allein bin. Vielleicht gibt der Moment etwas Besseres als ich es jetzt erwarte. Gute Nacht, Du Einziger. Es ist spät. Der Wagen steht mir gegenüber, und ich habe ihm viele Grüße für Dich zugewinkt. — O daß ich wüßte, wie Dir’s ist — wo Du bist. 80. Humboldt an Caroline [Berlin], Sonntag, nachts gegen 1 Uhr, 3. Oktober 1790 Ich war heut mit Brinkmann *) und Franz **) in Tegel, wir ritten viel herum, und seit sechs hab ich gearbeitet. Da bin ich entsetzlich müde. Aber ich mußte Li doch noch ein paar Worte sagen. . . . Ach, ewig werd ich sein, wozu Du, Du mein Leben, mein einziges Dasein, mich machst. Raub ihn mir nicht, den süßen Gedanken, daß Du selbst mir gabst, was Dich jetzt in mir beglückt. Ich war gut von Natur und einfach und willig, alles zu tun, was andere beglücken könnte. Ich war glühend und oft romantisch und kannte kein Ziel, wenn ich mich andern aufopfern sollte. Ich achtete nicht zu viel auf mein Denken und Tun und hatte doch auch keinen Sinn, mich in fremdes zu schmiegen; ——— *) Vgl. S. 180. — **) Vgl. S. 199. 237