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[ Band 1 Brief 78: Humboldt an Caroline [Berlin], Donnerstag abends, 30. September 1790 ]
jeder Monat uns schon näher. Die Zeit, da ich fertig bin, läßt sich so pünktlich nicht bestimmen. Ginge alles recht gut, so wär’s vielleicht noch ein paar Monate vor dem Schluß des folgenden Jahres, das wünscht ich herzlich. . . . Übrigens ist’s doch sehr gut, daß ich so lange hier blieb. Äußere Lagen haben doch immer einen äußerst großen Einfluß, und meine äußere Lage gewinnt dadurch unendlich. Man lernt mich hier besser kennen, ich gewinne die Leute mehr, ich kann auf schnelleres Fortkommen rechnen. An sich läge mir gerade daran nicht viel, allein bei unserm jetzigen Ver- mögen muß ich doch dienen. Die Arten, wie ich meine Einkünfte außerdem vermehren kann, sind immer ungewiß und nicht dauernd, und es ist doch so nötig, ein wenig mehr zu haben, als man nur höchst notwendig braucht. Man kann so oft Menschen aus so großer Verlegenheit ziehen, und es tut sehr weh, wenn man sich und andern die Freude versagen muß. Von unsrer Einrichtung muß ich Dir noch ein paar Worte sagen. Vergiß ja nicht, das Service bei Bükling zu bestellen. Es wird sehr leicht werden, Er- laubnis zu bekommen, dergleichen Dinge hereinzubringen. Mama hat mir zwar neulich ein sehr vollständiges porzellanenes geschenkt, allein wenn ich mich nicht irre —— ich habe es lange nicht gesehen und mir jetzt nicht zeigen lassen — so ist’s nicht ganz neumodisch, und auf alle Fälle sind zwei gut. Für ein silbernes Besteck brauchen wir auch nicht mehr zu sorgen. Mein ältester Bruder hatte eins, und da er Geld brauchte, so habe ich’s ihm nach dem Gewicht ab- gekauft. Mama spricht noch oft von Dir und Deiner Einrichtung, und neulich hat sie mir Deinen Brief zu lesen gegeben. Du hättest dabei sein müssen, wie ich meinen eignen Wisch wieder mußte loben lassen. — . . . Lebe wohl, mein einzig süßes Wesen. 234