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[   Band 1 Brief 66:    Caroline an Humboldt     [Burgörner], Montag abend, 19. Juli 1790   ]


habe. Er spricht von allem, was ihn freut, mit andern, als wenn
es dasselbe Interesse für sie haben müsse wie für ihn. So hat er
den Papa entreteniert stundenlang von Hunden und Pferden und
dergleichen mit einer aisance, die zeigte, daß er auch nicht einmal
vermutete, es könne diesen ennuyieren. Ich habe sehr seine Appro-
bation gehabt, wie mir Carl versichert, aus meinen Augen, hat er
gesagt, könne er nicht klug werden, in einem Abend habe er mehr
wie zehn Variationen drin gesehen . . .
Papa hat auch sehr deklamiert über das Weggehen aus Berlin,
das Verderben seiner Karriere, und geseufzt, daß die jungen Leute
nur das Heuraten im Sinn hätten usw. — Letzteres gab einen Spaß.
Es wurde von einer gewissen Sophie Schwarz, ehemaligen Gesell-
schafterin der Frau v. der Recke *), gesprochen, und Gerhard **) frug,
wer sie gewesen sei. Papa antwortete, die Frau eines Referendarius
in Halberstadt. »Eines Referendarius«, sagte G[erhard], »heuraten
die auch?« — »Es muß wohl«, erwiderte Papa, »in Halberstadt
und überhaupt in der Provinz so Sitte sein«, und lachte sich recht
dazu aus. Carl und ich erstickten bald vor Lachen, und der arme
G[erhard] wußte nicht, an was er war, und wurde bald rot, bald blaß.
Er hatte nachher Carl gefragt, ob Papa etwa als Referendarius
geheuratet hätte, und dieser ihm das Verständnis aufgeklärt. Ich
bin überzeugt, G[erhard] wird diese bévue reichlich wieder gut machen,
wenn Du da bist, denn er hat etwas darin getan, für seinen Mann
zu stehen, und wen er einmal faßt, den läßt er nicht wieder fahren,
dabei hat ihn Carl nun so unterrichtet, daß er den, den man seiner
Sorge übergibt, immer uns mit dem Rücken zuwendet.
Ich wünschte, es wäre Dir im Sinn gekommen, dem Papa
einen Höflichkeitsbrief über Deine Herkunft zu schreiben. Doch Du
kannst’s ja wohl noch. Ich habe es ihm zwar gesagt, daß Du in

———
*) Elisa v. der Recke, die bekannte Freundin Tiedges.
**) Vgl. S. 163.

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