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[ Band 1 Brief 50: Humboldt an Caroline [Berlin], den 18. Mai 1790 ]
Mama läßt Dich grüßen. Sie hat bei unsern Plänen gar keine Schwierigkeiten gemacht, war recht lustig, amüsierte sich mit der Idee, wie meine Garderobe in Halberstadt paradieren würde und welchen Rock ich am Hochzeitstag anziehen müßte. 51. Caroline an Humboldt [Erfurt, 22. Mai 1790] am ersten Pfingsttage Dies sind, mein Liebster, die letzten Zeilen, die Du hier von mir empfängst. Sobald ich in Auleben angekommen sein werde, schreibe ich Dir wieder. Mich verlangt nach Ruhe, mein Herz auszusprechen vor Dir. Die letzten Tage sind hier immer so lärmend — einen reellen Schmerz gibt mir die Trennung von Dalberg. Es ist eine Fülle, ein Reichtum des Geistes und der Gedanken, eine Größe und Grazie in diesem Mann, die man nur selten findet. Ich werde ihn sehr vermissen. Ach, vor wenigen, ich fühl es, entfaltet sich sein Herz so innig und wahr wie vor mir — mit unendlich liebem Ausdruck sagte er mir letztens, daß er mich wie eine Schwester liebe — ja das ist der Name für das süße, stille Gefühl meiner Seele zu ihm. — Ich habe Deine letzten Zeilen richtig empfangen. Es tut mir weh, daß der längere Brief, den Du mir versprichst, nach Nord- hausen adressiert worden ist. Nun muß ich ihn noch so lange ent- behren, und Briefe von Dir und Caroline zu entbehren — ach, das ist nicht wenig. Ihr Lieben tragt durch Eure Liebe mein Leben. — Lebe wohl, ich bin so gedrückt und traurig — ich bin leidlich wohl. Sei ohne Sorge. Ich bin so ein Kind — trage mich freund- lich an Deinem Herzen. 149