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[ Band 1 Brief 47: Caroline an Humboldt [Erfurt], den 1. Mai 1790 ]
sehr glücklich, glaube ich, Deine Briefe und meine Gespräche, zumal auf dem Lande, wo mich nichts auf unsern Spaziergängen darin stören wird, werden Papas Gesinnungen schon näher noch erläutern. Schreibe ihm nur bald, solltest Du mich auch einen Posttag darüber verabsäumen — um solchen Preis will ich Papa seinen Triumph schon lassen, beziehe Dich nur ganz auf diese Konversation, auf meine grenzenlose Liebe zu Dir. Ich möchte, Deine Briefe an Papa wären so, daß er eine Ursache zu haben glaubte, sie mir nicht zu zeigen. Er dringt sie mir auf und glaubt dann ein Recht zu haben, nach den meinigen zu fragen. Im ganzen hat er mir in meiner Unterredung weh getan. Ich behandle die Menschen so gern ganz frei und offen und wahr, und es schmerzt, wenn man sieht, daß sie es so oft nicht tragen können. Diese kleinen Schliche beleidigen doch die Grazie der Seele — leider ist so oft nicht drum zu kommen; ach Wilhelm, wie wird das alles so ganz anders sein mit Dir, wie wird mein Geist, gelöst aus allem, was ihn bindet, still und selig neben Dir blühen — ein weibliches Wesen muß wem angehören, wenn seine Existenz etwas sein soll, und das meine muß Dein sein, wenn ich je etwas werden soll. Lieber! — wie selig, das alles zu fühlen, sein Dasein nur wieder zu finden in einem andern — ewig an ihn gebunden zu sein mit allen Banden der Liebe und des Dankes! Mit dem Sternbild *) hatt ich denn auch eine erbauliche Kon- versation. Es war zufrieden mit Papas Einwilligung, nur meint es, müßtest Du einen Titel haben, quel que soit. Referendarius mit einer Frau klänge so komisch. Es war mir lieb, diese Idee des Heiratens ohne allen Titel doch nicht ganz fremd bei Papa zu sehen. Nun eröffnest Du wohl der Mama alle diese Pläne? Was wird mon frère dazu sagen? — Hörst Du von ihm? Wo ist er? Sag ihm recht viel Schönes von mir. Ich bin ——— *) Bruder Dacheröden. 142