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[   Band 1 Brief 44:    Humboldt an Caroline    Berlin, April 1790   ]


Dein! Du hast wohl oft gesagt, daß man nicht über anderer
Empfindung absprechen soll. Aber ich kann mir nicht helfen, ich
habe noch nie zwei Menschen gesehen, die so glücklich auch nur sein
können, als wir es sein werden! Lebe wohl.


45. Caroline an Humboldt       [Erfurt], Mittwoch, den 28. April 1790

Von meinen Liebschaften soll ich Dir erzählen? — Ja, da
wird’s schlimm aussehen. Den ganzen Winter ist mir nichts
vorgekommen, ein paar Fremde ausgenommen, die aber
immer wieder fort mußten quand cela commençait à prendre. Es
sind jetzt teure, klamme Zeiten. Doch ein Hannoveraner war letztens
hier, der nicht uninteressant erschien, ein Herr v. Berger. Die
Eroberung war gleich gemacht. Dalberg kann das so amüsieren,
er hat einen eigenen Ausdruck davor; wenn so etwas vorgefallen
ist, sagt er immer, »nun, den haben Sie schon wieder kuriert.«
Eine schöne conquète ist mir diesen Winter im eigentlichen Ver-
stande durch die Lappen gegangen, der Herr v. Salis, der die
schönen Verse macht. Caroline hat versäumt, ihn mir zu schicken,
elle s’en était éprise un peu elle-même. Du glaubst nicht, wie mich
das geärgert hat, vor fünf und sechs Jahren habe ich mich schon
in den Herrn v. Salis verliebt und Verse an ihn gemacht, und
nun er mir so nah war, krieg ich ihn nicht zu sehen. Caroline
sagt, er sei schöner noch wie Carl, und so mild und graziös, und
ich Arme seh ihn nicht. Ist das nicht ganz abscheulich? Apropos,
da wir einmal von Eroberungen sprechen, Du schriebst mir letztens
einmal von Leuchsenring, der war auch einmal zum Sterben in
mich verliebt. Sag ihm doch einmal etwas Schönes von mir,
wenn er sich meiner noch erinnert, denn das ist schon lang her,

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