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[   Band 1 Brief 43:    Caroline an Humboldt     Erfurt, Sonntag, den 25. April 1790   ]


wenn es schöner aufblühen soll in ewig regen Gefühlen und sein
volles Leben genießen, was könnte uns hindern zur Erfüllung dieses
Wunsches? — Habe nur noch ein Jahr Geduld, mein Lieber, und
ich denke, der Tag soll dann nicht mehr entfernt sein, der mich Dir
auf immer gibt. — Ein Jahr — ach, wohl weiß ich’s, wenn man
so hinaussieht in die Zukunft, dünkt’s einen eine unerschöpflich
lange Zeit, und was vermag einem Sicherheit für alle Ereignisse
zu geben, die ein Tag, eine Stunde bringen kann? Nichts weiß
ich darauf zu antworten, möge Dein Herz wie das meine aus der
Vergangenheit Hoffnung der Zukunft schöpfen.
Ich bedarf sehr diesen stillen Sinn, und fast hätte er mir ge-
mangelt in den vergangenen Tagen. Ich hatte mein Herz so an
den Plan gehängt, einige Wochen mit Caroline zu leben, hoffte
alles so gut angelegt zu haben, und wie es mit Papa zur Sprache
kam, schlug er mir es, zwar sehr zärtlich, aber doch sehr rund ab.
Wie es mich schmerzt, magst Du fühlen. Es war der Moment,
wo ich Caroline zum erstenmal sein konnte, was sie mir so oft
war, und nun muß ich sie allein lassen und muß mich am weitesten
von ihr entfernen.
Es ist nicht gut, daß sie allein ist, wenn der époux zurück-
kommt, es wird die unangenehmsten Szenen geben; Lotte kann
das zwar verhindern und um die Zeit auf ein paar Monat
zu Caroline gehen, aber es ist doch ganz anders. Lottens und
Schillers Verhältnis zum époux muß menagiert werden, mit mir
hingegen hätte er kalte Höflichkeit speisen müssen, und diese ist
eine wahre Wohltat im Zusammensein mit ungraziösen Wesen.
Mir ist sehr weh und bang um Caroline, ewige Güte, mögest Du
das alles freundlich lösen! — Es ist eine Explikation vorausge-
gangen. Carl meint, er werde den Brief, den sie ihm geschrieben,
gut aufnehmen, ich wünsche es und hoffe es nicht — es ist ordent-
lich, als ob B[eulwitz] den Schlag vorahndete, denn seine letzten Briefe

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