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[ Band 1 Brief 42: Caroline an Humboldt Erfurt, den 21. April 1790, abends ]
O ewige Güte, wie freundlich hast Du das gelöst! — — . . . Caroline sagt, ich hätte oft in meiner Krankheit von Dir ge- sprochen, Dich gerufen, o ja, ich erinnere mir’s wohl, wie mir es war, da, und später in L[auchstädt], als ich meinen Tod so nah, so gewiß glaubte, was ich nicht alles gegeben hätte, um nur noch einen Moment an Deinem Herzen — ewige Liebe, wie hast Du mein Leben geleitet! Nun bin ich ja Dein und darf so ruhig, mit so überschwellendem Herzen in die Zukunft blicken und mich des Lebens und der Gesundheit wieder freuen. Seit einigen Wochen erhole ich mich ganz außerordentlich, der Salep tut meiner Brust die besten Dienste, es ist schon lang, daß ich keine Spannung mehr fühle und kein Blut mehr auswerfe. Wenn Du nach Burgörner kommst, wirst Du recht zufrieden mit mir sein. Ich bin hübscher geworden und sehe nicht mehr so blaß aus, was Du mir einmal vorgeworfen hast. 43. Caroline an Humboldt Erfurt, Sonntag, den 25. April 1790 Du sagtest mir letztens, liebster Wilhelm, Du dächtest bei den Dienstagsbriefen immer an die accès de tendresse, bei denen ich in Deine Stube kommen wollte, das hat mich so lachen gemacht. Ich werde ordentlich über mich wachen müssen, daß diese access nicht zu oft kommen, sonst kommst Du um all Deine Ruhe und Sicherheit. Ach Bester, habe ich auch wohl einen andren, süßeren Gedanken als den unsres Zusammenseins, unsres stillen Lebens miteinander? So gegenwärtig, so verwebt ist er in alles, was ich denke und tue, so ungeschieden Dein liebes Andenken von dem besten Teil meines Wesens. Ja, Einsamkeit und Stille bedarf mein Herz und die Nähe eines geliebten Wesens, 126