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[   Band 1 Brief 24:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], den 12. Februar 1790   ]


Hofschnack u. dergl. vom Halse bleiben, das ist zum Sterben lang-
weilig, und Langeweile macht mich krank. Nein, ich will gar nichts
wissen von andren Menschen, mit meinem Wilhelm will ich leben,
allein mit ihm, — fürchte Dich nur nicht, Liebster, ce ne sont que
des boutades de tendresse qui me prendront de temps à autre.
Ich schließe mich auch wieder für Monate ein, wie Du wohl weißt.
O Wilhelm, was gäb ich darum, wenn ich jetzt Augenblicke
nur bei Dir sein könnte, nur ein einzigmal Dich fest, fest an mein
Herz schließen! Ich bin eigentlich heute abend, wie Carl es nennt,
unartig, aber Carl sagt, eben dann sei ich am artigsten. — Gute
Nacht, ich bin böse, daß ich Dich nicht sehen soll. Vielleicht gibt
Dich mir ein freundlicher Traum. Gute Nacht, mein Teurer.

                         Im Schlehendorn, den 14. Februar 1790, morgens
Da sitzen wir alle drei wieder um einen Tisch, mein Wilhelm.
Lotte schreibt Dir auch und Carl dem insipide époux,*) der von
dem bord du lac früher zurückkommen wird, als man es erwartet.
Caroline und Lotte überraschten mich gestern zu Mittage, wir
brachten einen stillen, glücklichen Abend zusammen im Gasthofe zu,
wo wir uns der vergangenen Zeiten und alles Glücks, das wir hier
genossen, erinnerten. Peterchen lief immer hin und her und brachte
Messer und alles, was wir brauchten. Helàs, ils sont passés ces
jours de fête. Einzig waren doch die Tage, die wir in Weimar
zusammen verlebten, ja sie müssen wiederkommen, und dann wird
so manches noch schöner und reiner unter uns klingen. Künftigen
Donnerstag kommt Schiller und lebt hier ein paar Tage mit uns.
Lotte schreibt Dir selbst von der Hochzeit. Es ist noch unentschieden,
ob ich dabei sein werde. Dein Andenken, ich weiß es, wird in
diesen Tagen lebhaft unter uns sein.

        Schluß fehlt.

———
*) Beulwitz.
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