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[   Band 1 Brief 16:    Humboldt an Caroline    Von Weimar, Januar 1790   ]


Lina, fühlst wie ich, daß man es muß, so bin ich unsres Glücks
so gewiß.
Wären sie nur erst da, die glücklichen Tage, da Du, liebe,
beglückende Seele, bei uns sein wirst. Ich fühl es, unsre Emp-
findungen werden noch inniger werden, wie unser Verhältnis es
wird. In Schiller fand ich sehr viel, und doch waren unsre Ge-
spräche meist scherzend und nicht wenig leer, oder doch von sehr
kaltem Interesse. Aber auch da so viel Geist, und dann manchmal
ein Blick von C[aroline] von so tiefem, allumfassendem Gefühl.
Ich, glaub ich, kam ihm noch eben nicht nah. Ein paar ernsthafte,
nicht unwichtige Gespräche, das war alles. Ich hasse alles, was
sich nicht selbst macht, und darum sucht ich nichts. Vielleicht
wird’s in Jena anders. Lotten gibt auch die Liebe kein Interesse;
sie war an seiner Seite wie fern von ihm. Er gegen beide? Hast
Du ihn nie Caroline küssen sehen und dann Lotten?
Carl hat zwei prächtige Briefe aus Berlin. In einem steht:
»Wilhelm gehorchte uns blindlings und erkannte hernach diesen
blinden Gehorsam für Recht.« Freust Du Dich nicht, so einen
folgsamen Mann zu bekommen?
Menschen, außer dem Hof, sah ich hier eigentlich noch nicht.
Herdern hört ich predigen, davon mündlich.
Ich soll an Mittwoch denken? O! Lina, es sind die letzten
Tage Genusses vor einer sehr unangenehmen Periode meines Lebens.
Komme ja, es muß nicht verloren gehn, was uns unser Zusammen-
sein sein wird. Sollte Deine Gesundheit Dich hindern, so komme ich
zu Dir. Nun leb wohl! Genieße die Freude, Carl zu sehn, und
denke an Deinen              Wilhelm.


Nach kurzem Zusammensein in Weimar kehrt Caroline nach Erfurt
zurück, während Humboldt nach Berlin reist.

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