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[   Band 1 Brief 13:    Humboldt an Caroline    Göttingen, 22. Mai 1789   ]


Ich wage auch diese Bitte mit Zuversicht. Ich weiß, wie Du
über Vertrauen denkst. Und ich glaube immer, alles wird sich nach
und nach machen lassen.
Erst laß uns die Regeln aufheben. Dann — doch beschließe
das selbst mit Deiner Caroline. Ich kenne Euch und Eure Ideen.
Ohne weitere Prüfung willige ich in alles im voraus.
O! und nun lebe wohl, meine traute, holde Li, es segne Dich
der Gott der Liebe und erneuere mein Angedenken oft in Deiner
Seele. Ewig, ewig Dein.
W.

Am 8. Juli 1789 vereinten sich die Schwestern Lengefeld mit Humboldt
zu einem Besuch in Burgörner, und Caroline ging dann mit den Freundinnen
zur Badekur nach Lauchstädt, wo Laroche und Schiller sie aufsuchten und
Schiller sich mit Charlotte v. Lengefeld verlobte. Caroline v. Dacheröden
hatte in dieser Zeit einen schweren Anfall ihres Leidens — Brustkrämpfe
und Blutspucken, so daß man für ihr Leben fürchtete.
Humboldt eilte unterdessen mit seinem ersten Lehrer Campe nach Paris,
um der sich dort vollziehenden, mit Begeisterung begrüßten großen Staats-
umwälzung beizuwohnen.
Wir haben aus Paris nur einen Brief an die vereinten Verbündeten
gerichtet, und es ist charakteristisch, daß dem jungen Humboldt selbst in dieser
hochinteressanten Umgebung, in dieser weltbewegenden Epoche das allgemein
Menschliche, das Persönliche, die Selbstbildung im Vordergrund steht.


14. Humboldt an Caroline  Holzmünden, 18. Juli 1789

Dienstag, Ihr Lieben, sprach ich Euch noch in der Laube, und
heute Sonnabend bin ich schon 30 Meilen von Euch ge-
trennt. Ich kam Donnerstag in Göttingen an, Freitag früh
erhielt ich eine Estafette von Braunschweig, die meine Reise betraf,
den Abend reiste ich ab, und heute früh kam ich hier an. Ich erwarte

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