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[   Band 1 Brief 14:    Humboldt an Caroline    Holzmünden, 18. Juli 1789   ]


nun hier Campe und werde wohl morgen früh die berühmte Pariser
Reise antreten. Ich kann Euch heute nur ein paar abgebrochene
Worte sagen. Ich schreibe Euch aber, sobald es mir möglich ist,
ganz ausführlich. Dann erfährt Ihr auch, wann wir uns wieder-
sehen. Denn nichts auf der Welt kann mich abhalten, nach Rudol-
stadt und Erfurt zu kommen. Die Briefe von Euch zu bekommen,
wird mir etwas schwer werden bei meinem jetzt ewig wechselnden
Aufenthalt. Indes schreibt mir doch ja, o! ich beschwöre Euch
darum, viel und oft. Schickt mir aber Eure Briefe nur zweimal,
das erstemal etwa in den nächsten 14 Tagen, dann gegen das
Ende der Reise, so daß ich das letzte Paket in Holland oder bei
meiner Rückkunft nach Deutschland empfange. Adressiert beide an
meinen jüngern Bruder in Göttingen, der in eben dem Hause
wohnt, in dem ich wohnte. Er wird alles gewiß sicher und richtig
besorgen. Ich kann mich ganz auf ihn verlassen. Von der Forster
fand ich in Göttingen einen schönen Brief, und dabei so lieb und
herzlich: »Wenn ich Ihnen mehr als Bekanntschaft bin«, schreibt
sie mir, »so binden Sie mich mit einem innigeren Anteil an sich.
Mein Mann liebt Sie, ich kann Ihre ältere Schwester sein.«
Wie die Menschen an mir, an — — doch nichts davon! — teil-
nehmen, mich gar lieben können, das war mir ein Rätsel, als ich
zuerst Eurer Liebe gewiß ward, das ist’s mir jetzt, wird’s mir ewig
bleiben. — — Ich bin noch immer unter Euch. Unsre diesmalige
Zusammenkunft hat eine neue Epoche in mir gemacht. Gott! wie
ich Euch liebe, wie der Gedanke an Euch alles andre in mir ver-
schlingt, wie ich vergesse — — doch ich wollte ja von dem allen
nichts in diese Zeilen mischen. Aber es ist mein einziger Gedanke,
mein ein und mein alles. Mit C[arl] hatte ich nach Eurer Abreise
beim Frühstück zwei herrliche Stunden. Ich sagte Dir manches
über ihn, C[aroline], ich irrte mich in einigem, und wenigstens ist
alles mir jetzt klarer. Warte meinen nächsten Brief ab. Ich

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