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[   Band 1 Brief 12:    Caroline an Humboldt     [Erfurt], Donnerstag, den 9. April 1789   ]


ich dank ihm dies Herz, welches ein so unendliches Vermögen zu
lieben in sich faßt, das Ihr durch Eure Liebe so glücklich macht,
und welches vielleicht ohne ihn, vernachlässigt und verwahrlost, auf
schreckliche Irrwege geraten wäre. Ich ergieße mich gern darüber,
ich rufe mir so gern alle die Szenen meiner Kindheit zurück, die
einen so lebhaften Eindruck auf mich machten, um daß sie meinem
Gedächtnis gegenwärtig geblieben, weil ich in allem diesen mit
Freude und Dank den Gang entdecke, den Becker mich führte.
Was die Beschuldigung angeht, die Carl und die Weiber
Dir machen, so hast Du mich mißverstanden, wenn Du meinst,
daß ich mit ihnen darin übereinstimme. Als Du mir hier darüber
sprachst (ich erinnere mir sehr genau, daß es auf der Assemblee
war), sagte ich Dir nicht, daß ich mit Carl und den Frauen ein-
verstanden sei, sondern nur, daß Du gewisse Augenblicke hättest,
wo Dein Wesen einen Anschein von schwärmerischen Gefühlen an
sich trüge, NB. für solche Leute, die immer einem solchen Anschein auf
der Spur sind und allem, was ihnen Schwärmerei scheint, den
Krieg angekündigt haben, worunter ich denn unsern guten Carl,
Jette und Brendel rechne. Ich weiß nicht, wie die Weiber im
Umgang sind, aber Carl selbst, mit allem seinen Eifer dagegen, ist
nicht von diesem Ausdruck frei, den ich hier unter Herzens-
schwärmerei verstanden habe, und welches Wesen ist es wohl in
Momenten, wo der volle Strom seiner Empfindungen mit unaus-
sprechlicher Seligkeit aus dem Herzen sich in das Herz seines
Freundes ergießt. Ich sagte Carl einmal etwas Ähnliches, er
lächelte und antwortete mir: »Ja, ich glaub es wohl, Caroline und
Du müßt Euch gar gut zusammen geschickt haben, denn Ihr seid
beide auf einen Ton der Schwärmerei gestimmt.« Also mußt Du
Dich schon trösten, mein Lieber, mit mir zugleich verdammt zu sein.
Wir wollen indessen, denk ich, so bleiben wie wir sind. Du
räsonnierst zu viel, um zu schwärmen. Sei also nur ganz ruhig

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