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[ Band 1 Brief 6: Humboldt an Caroline [Erfurt], 2. Januar 1789 ]
Vater nicht sonderbar finden, daß ich gerade dahin reise und wieder hierher komme, und wenn er das tut, welchen Vorwand brauch ich? Ich weiß ferner gar nichts von Carolinens häuslicher Lage, ich weiß nicht einmal, was ihr Mann ist. Schreibe mir doch das alles ganz ausführlich und wie ich es anfangen muß, um gleich eine günstige Aufnahme zu finden. Nicht wahr, Du gibst mir einen Brief mit? Könntest Du ihr nicht darin schreiben, daß Du sie bätest, mich eine Stunde allein zu sprechen? Du könntest ja sagen, ich hätte ihr etwas von Dir zu sagen. Schreibe mir auch, inwiefern sie schon zur Vereinigung vorbereitet ist, durch Carl oder durch Dich in Briefen. Wenn Du kannst, so gib mir auch morgen die Regeln, ich habe sie nicht. Es soll zwar viel daran geändert werden. Ich weiß nicht, ob’s Carl Dir geschrieben hat. Für mich ist’s jetzt zu weitläufig. Aber da es noch nicht geändert ist, so muß ich sie doch Caroline zeigen. Nun lebe wohl, meine geliebte teure Li, meine Vertraute, meine Schwester! In einer halben Stunde bin ich bei Dir. Ewig, ewig Dein W. 7. Caroline an Humboldt Erfurt, den 3. Januar 1789 Dein Aufenthalt ist sehr kurz, Lieber, doch will ich nicht darüber klagen, sondern die Augenblicke, die Du mir geben kannst, mit heißem Dank gegen die Vorsehung nehmen. Auch opfre ich gern Carolinen die zwei Tage auf, und im Grunde trennst Du Dich nicht von mir, solange Du bei ihr bist. Mein Geist wird unter Euch wohnen. Ich habe nur wenige Zeit heute frei und will darum nur gleich das notwendigste Deines Briefes beantworten. Carolinens Lage ist ziemlich frei, ihr Mann ist ein gutes Wesen, der sie nicht geniert und der, wenn nicht ihre Seele faßt (dies mag wohl wenigen gegeben sein), doch ein unbe- 14