< zurück Inhalt vor >
[ Band 1 Brief 7: Caroline an Humboldt Erfurt, den 3. Januar 1789 ]
schränktes Vertrauen auf sie setzt. Er ist Hofrat in der Rudolstädter Regierung. Mit im Hause wohnt Carolinens Mutter und Schwester. Die letzte, ein liebes sanftes Mädchen*), die erste kenne ich nur aus Carls Erzählungen. Er sagt, sie sei eine Frau von Geist und nicht von solcher Unterhaltung wie mit dem gewöhnlichen Schlage. Beiliegendes Billet kannst Du bei Deiner Ankunft in Rudolstadt in Carolinens Haus schicken. Es enthält nur wenige Zeilen, Bitte um eine Stunde Unterhaltung mit ihr, wegen Aufträgen von mir, und ist doch auch so, daß Caroline es ihren Hausgenossen zeigen kann. Ach, meine Seele dürstet nach dem Augenblick, sie mit unter unsre Verbündeten zu zählen. Nun Du sie zum Teil durch ihre Briefe kennst, wirst Du mir recht geben, wenn ich Dir sage, daß ich mir und unsern Verbündeten unendlich viel von ihr und dem Einfluß ihres Geistes auf uns verspreche. Doch Du wirst sie sehen und die Schön- heit ihres Wesens empfinden. Wenn ich Dir etwas beneiden könnte, so wäre es dieses Glück — doch genieße ich es auch in der Entfernung. Hier sind Briefe und Regeln. Gib, wenn Du sie gelesen hast, Caroline alles. Es ist zwar manches darunter von Carln, was sie schon gelesen hat, aber das kannst Du nicht aussuchen, also gib nur alles hin. Ihre Briefe sind für Dich, Du wirst sehen, daß sie zur Vereinigung wenig oder nicht vorbereitet ist. Carl hatte es übernommen und hat’s nicht getan; nur in ihrem letzten Briefe berührt sie zwei Worte davon. Dies Geschäft bleibt also Dir. Suche so schmucklos, so simpel wie möglich es vorzutragen —— es wird am ehesten ihre Seele anziehen und ergreifen. Der ganze Ton ihres Wesens und ihre Stimmung, die Du empfinden wirst, wenn Du sie gesehen hast, wird Dir eine bessere Regel sein, wie Du Dich mit ihr zu benehmen hast, als alles, was ich Dir darüber schriftlich sagen könnte. ———— *) Charlotte, spätere Frau Schillers. 15