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[ Band 1: Einleitung ]
seines Herzens, die Reinheit seiner Sitten und der lautere Wille, seine Untertanen zu beglücken, ihm einen ehrenvollen Platz unter den Kirchenfürsten des alten Reichs gesichert. Aber eine neue Zeit sollte ihm Aufgaben stellen, zu deren Lösung seine weiche Natur nicht befähigt war. Da überschätzte er sich, glaubte sich berufen, gleichzeitig die römische Kirche und das deutsche Reich zu retten, ließ sich von dem Feinde seiner Nation zum Kur-Kanzler, Fürsten- Primas und Großherzog von Frankfurt machen und wurde so zu einem Werkzeug Napoleons gegen sein Vaterland. Diese politische und nationale Verschwommenheit war eine der Tragik nicht ent- behrende Schuld, die ihm das erwachte Nationalgefühl seines Volks nicht vergeben konnte. Aber diese Schuld war überhaupt eine Gemeinschuld der Zeit, sie war an sich nicht größer als die der anderen südwestlichen Rheinbundfürsten, sie sprang nur mehr ins Auge, weil Dalberg als Statthalter in Erfurt und seit 1802 als Kurfürst von Mainz durch Wort und Schrift ganz andere Hoffnungen erweckt hatte. Die überschwengliche Bewunderung seiner Zeitgenossen mag dahin mitgewirkt haben, daß er sich und seinem persönlichen Einfluß auch einem Napoleon gegenüber zu viel zutraute und nun an diesem ehernen Willen um so kläglicher zerschellen mußte. Napoleons Sturz zog auch den seinen nach sich: im Herbst 1813 legte Dalberg seine weltliche Regierung nieder. Seine letzten Lebensjahre brachte er in stiller Zurückgezogenheit zu. Ein Volk zu beglücken war der glänzende Traum seiner Jugend, die Not einzelner zu lindern das schlichte Tun seines Alters. Er starb 1817 in Regensburg. Doch zurück zu Caroline v. Dacheröden, die sich mit Begeisterung dem neuen Bunde anschloß. Ward ihr doch nun die Möglichkeit, ihre Ideen, ihr reiches Gefühlsleben gleichgestimmten Seelen mit- zuteilen. Rückhaltlos erschlossen sich die Verbündeten gegenseitig ihr Inneres, analysierten die feinsten Gefühlsregungen, oft lang XVII