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[ Band 1: Vorwort zur ersten Auflage ]
Lebt glücklich und gedenkt meiner zugleich mit der lieben Mutter. Ich habe, wenn Ihr dies lest, wenigstens die große Schranke über- treten, die mich jetzt von ihr trennt. Ewig auch im Tode Euer Humboldt.« Als jüngste dieser Enkelinnen Humboldts trat meine Mutter in den Besitz dieser Briefe, und so wurden sie auch mir ein Heilig- tum. Ein Heiligtum, an dem allein sich zu erbauen nicht dem Sinne solcher Vorfahren zu entsprechen scheint. Wenn wir uns jetzt entschließen, davon mitzuteilen, so geschieht es nicht ganz ohne Zagen, ob jene Empfindungswelt, die unserer hastenden Zeit so fremd geworden, noch Verständnis finden wird, aber dennoch in der Überzeugung, daß unser deutsches Volk ein Anrecht hat auf Persönlichkeiten, in denen deutsches Sein und Wesen sich verkörpert. Der vorliegende erste Teil des Briefwechsels enthält die Briefe aus der Brautzeit, das Werden und Sichfinden zweier Charaktere, die, für einander geschaffen, in eins verschmelzen und doch in völliger Freiheit der Individualität sich fortentwickeln. Wilhelm v. Humboldt tritt uns eben jetzt, da die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften eine neue und vollständige Ausgabe seiner gesammelten Schriften veranstaltet, von neuem als Gelehrter und als Staatsmann entgegen. Hier, in diesen intimen Briefen, sehen wir das Werden seines Charakters, sehen den tiefen Einfluß, den Caroline v. Dacheröden von der ersten Stunde des Zusammenseins bis über ihren Tod hinaus auf seine innere Ent- wickelung gehabt hat. Das Wesen dieser Frau enthüllt sich uns in dem ganzen Zauber echter Weiblichkeit, in der ergreifenden Tiefe ihres Liebens, als Freundin, Braut, Gattin und Mutter. Caroline v. Dacheröden näher kennen zu lernen, ist schon lange der Wunsch derer, die aus den bisher bruchstückweise veröffentlichten VI