< zurück Inhalt vor >
[ Band 1: Vorwort zur ersten Auflage ]
Briefen von ihr und an sie von dem Reiz ihrer Persönlichkeit berührt worden sind. Wilhelm v. Humboldt schreibt ihr einmal: »Ich kann gewiß mit Unparteilichkeit behaupten, daß sich nie vielleicht eine allgemeine Form in einem einzelnen so rein und vollkommen ausgesprochen hat, als deutsche Weiblichkeit in Dir.« In weiblichen Händen wollte Humboldt diesen Briefwechsel wissen. Wir legen ihn jetzt in die Hände, ans Herz der deutschen Frauen. Heute, in dem Ringen um unsere Stellung, unser Glück, sind wir in Gefahr, dieses Ideal deutscher Weiblichkeit zu verlieren. Nicht die Anhäufung toten Wissens, nicht der äußere Wirkungskreis des Mannes ist unsere Bestimmung, sondern das Mildern der Härten des Lebens durch die Kraft der Liebe. Im Herzen, nicht im Kopf, im Heim, nicht in der Knechtschaft des öffentlichen Berufs liegen unsere Macht und unser Glück und werden sie ewig liegen. Schwerin i. M., im September 1905. Anna von Sydow geborene von Heinz. Vorwort zur sechsten Auflage. Hoffnungen und Wünsche, mit denen ich vor fünf Jahren diesen ersten Teil des Briefwechsels der Öffent- lichkeit übergeben habe, sind in Erfüllung gegangen; erfreulich groß ist die Zahl derer, die sich von den Humboldt’schen Brautbriefen auf die Höhe menschlichen Fühlens und inneren Erlebens führen, sich gern zurückversetzen lassen in das reiche und vergeistigte Empfindungsleben der Wertherzeit. VII