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Humboldt an Adelheid Tegel, 1. Dezember 1830 Ich danke Dir sehr, liebe Adelheid, für die Brille. Ich habe doch gestern und heute gefunden, daß es unbequem ist, seine Augen anderswo als am Leibe zu haben. Die Sonne ging schön unter, und der Mond scheint durch die entlaubten Bäume so winterlich ins Fenster. Ach! mit dem Monat, den wir heut beginnen, gingen die großen Leiden der armen Mutter an, und mit diesem Monat entstand in mir die schreckliche Gewißheit ihres nahen Verlustes. Von nun an bis zum unseligen 26. März ist jede Woche, fast jeder Tag eine Erinnerung an eine besondere Katastrophe des langen Leidens. Ich bin mit meinem Briefwechsel mit Schiller beschäftigt ge- wesen und habe dabei viel im Schiller selbst gelesen und geblättert. Es war doch ein einziger Mensch. Daß der so früh sterben mußte! 357