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die die Kunst geben kann. Das Grabdenkmal des Heiligen Sebaldus, der ein Dänenprinz war, von Peter Vischer *) ist wirklich herrlich. Die zwölf Apostel herum schön und edel, wie die Figuren an den Türen des Battisteriums in Florenz. Zuletzt hat Peter Vischer auch sein Porträt hingestellt, tief unten am Postament, ganz nach der Natur, wie er in seiner Werkstatt mit dem Schurzfell arbeitete. Die Naivetät, die sich in diesen Werkes ausdrückt, hat etwas sehr bewegliches. Mit uns war ein freundlicher Mann, der Buchhändler Campe **), ein neveu des Campe ***), der Humboldts Hofmeister vor Kunths Regiment war. Er hat selber eine bedeutende Gemäldesammlung, die viel Schönes enthält. Er gab mir die neusten Blätter des »Couriers«, des englischen vom 13. und 15., zur Durchsicht, ach meine Gabriele, mir ward in dem Augenblick, wie ich die Blätter, die so viel gefaltet sind, auseinanderschlug, als säße ich auf Deinem blauen Sofa, und George oder Charles brächten den »Courier« herein . . . In Nürnberg ist wohl die Lorenzkirche die schönste, ein prächtiges Schiff und viel alte schöne Bildnerei innen, Dürers Haus und Dürers Grabstätte sahen wir auch und den Platz, wo schon der Grundstein zu Rauchs Monument gelegt ist. Und was mich sehr bewegte — die alte Kaiserburg, die ich auch damals sah, wie wir uns 1802 nach Italien verpflanzten. Auf dem Hofe steht eine alte Linde, die geschichtlich über 500 Jahre alt ist. Ich sah sie damals, damals, wo Du in meinen Armen lagst, ein Kind von 5 Monaten — und nun — sie sieht sehr greisenhaft aus. Ein kräftiger, prachtvoller Stamm. Aber alle ihre Zweige hat sie verloren — sie grünt nur so in einer formlosen Krone — ach, liebes Kind, ich mußte bitterlich weinen beim Anblick des alten greisen Baumes. Dürers Vater schreibt in einer Chronik, die sich ——— *) Peter Vischer, geb. um 1460, † 1529. **) Friedrich Campe, geb. 1777, † 1846. ***) Joach. Heinr. Campe, geb. 1746, † 1818, philanthropischer Pädagog. 337