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[ Band 7 Brief 164: Humboldt an Caroline Schulpforta, 5. Januar 1827 ]
soll. Es wird nun weniger verkauft, weil es durch den Abgang dieser Rechte einen geringeren Wert hat. Ich habe, nachdem ich Dir von Rudolstadt aus schrieb, den Mittag mit dem jungen Fürstenpaar und den ganzen Nachmittag von 3 bis 9 mit der verwitweten Fürstin allein zugebracht. Die falschzitierte biblische Stelle in ihrem Brief ist 1. Johannes 4, 10. Sie ist bewunderungswürdig tief in aller Philosophie, und hat nicht geruht, bis ich ihr habe über den Pantheismus etwas dik- tieren müssen. Es ist doch eine sehr merkwürdige Frau. Über ihren Gesundheitszustand habe ich ihr Ratschläge gegeben, die sie doch vielleicht befolgt. Es ist unverantwortlich, alle die Jahre hindurch, ich glaube sechs, gar nichts wesentliches versucht, nicht einmal einen recht vernünftigen Arzt gefragt zu haben. Sie grüßt Dich unendlich und war wirklich durch meine Anwesenheit sehr lebendig angeregt und erheitert. Weniger im Aussehen durch das Alter verändert werden, als es dem alten Beulwitz *) geschehen ist, kann man nicht. Er könnte gleich wieder heiraten und sah nie besser aus. Beim Herunterfahren vom Schloß vorgestern abend beschien der Mond bei heiterm Himmel das ganze von Bergen umgebene Tal. Ich habe wieder bewundert, wie schön es in allen Jahres- zeiten ist. Gestern bin ich um 6 ausgefahren und um 1/2 1 bei Goethen angelangt. Der Weg war viel schlimmer als beim Hinfahren, denn der Kot, den die Steifheit nie kleidet, war hart gefroren und hatte ganz seine geschmeidige Liebenswürdigkeit verloren. Doch ist mir gar nichts Widriges begegnet, und heut hat es geschneit, daß, wenn es darauf friert, der Weg sehr gut werden wird. Bei Goethe blieb ich eine Stunde. Ich hatte ihm beim Weggehen gesagt, daß ich den 4. oder 5. kommen würde und nichts wünschte ——— *) Erster Gatte der Caroline v. Wolzogen. 319